US-Technologie

Beispiellose Dominanz

US-Technologiekonzerne sind bei Privatanwendern seit jeher gut aufgestellt. In der Coronavirus-Pandemie, die welt­weit Menschen aus dem öffentlichen in den privaten Raum zurückgedrängt hat, kommt dieser Vorteil nun voll zur Geltung. Das zeigt auch...

Beispiellose Dominanz

US-Technologiekonzerne sind bei Privatanwendern seit jeher gut aufgestellt. In der Coronavirus-Pandemie, die welt­weit Menschen aus dem öffentlichen in den privaten Raum zurückgedrängt hat, kommt dieser Vorteil nun voll zur Geltung. Das zeigt auch das Rekordquartal des iPhone-Entwicklers Apple. Schrecken Firmenkäufer zum Teil noch vor den hohen Preisen, geringen Rabatten und dem wenig ausgefeilten professionellen Service-Level des US-Konzerns zurück, so schätzen die Konsumenten die hohe Verarbeitungsqualität, Verlässlichkeit und lange Softwareunterstützung der Geräte.

Kein Wunder, dass Apple wie kaum ein anderer Konzern von der neuen Homeoffice- und Homeschooling-Welt profitiert. iPad- und Macbook-Absatz wachsen weitaus schneller als ihre Märkte. Auch das iPhone profitiert offenbar davon, dass mehr dezentral gearbeitet wird. Anders als die Mac-Rechner sind iPhones auch bei Firmenkunden beliebt, weil sie vergleichsweise hohe Sicherheitsstandards bieten und sich auch in größerer Zahl leicht managen lassen.

Satte 111 Mrd. Dollar hat Apple im Schlussvierteljahr umgesetzt und dabei knapp 30 Mrd. Dollar netto verdient bei nahezu 40 Mrd. Dollar Cash-flow. Aberwitzige Werte, die aber laut CEO Tim Cook noch immer viel Wachstumsspielraum zulassen.

Vor allem wenn der Rückzug aus dem öffentlichen Leben noch länger andauern sollte, könnte er recht behalten. Wofür geben Menschen, die trotz Shutdown liquide sind, ihr Geld aus, wenn berufliche und private Begegnungen, Reisen und andere Erlebnisse primär im digitalen Raum stattfinden? Für die Optimierung ihrer digitalen Ausstattung. Der iPhone-Konzern sitzt aktuell wie die Made im Speck.

Auch andere US-Technologiekonzerne sind bestens positioniert, ohne böses Zutun von der derzeitigen Misere der Welt zu profitieren. Der Online-Händler Amazon gewinnt mit jedem Tag, den der stationäre Einzelhandel die Tore nicht öffnen darf, weitere Marktanteile und baut so seine globale Vormachtstellung aus. Der Video-Streamingdienst Netflix hat trotz deutlich mehr Konkurrenz das Kundenwachstum beschleunigt und wird für Kinobetreiber wie auch TV-Sender immer bedrohlicher. Und Microsoft hat als zentraler Partner der Cloud-Transformation in vielen Branchen eine Schlüsselrolle. In der kurzen Ära von US-Präsident Donald Trump mag die politische Macht der USA geschwunden sein. Die technologische Dominanz war nie größer. Apples Rekordquartal zeigt dies nur exemplarisch.