Autozulieferer

BorgWarner kauft Akasol

Der Elektromobilitätsspezialist Akasol, der erst vor gut zwei Jahren an die Börse gegangen ist, wird für 754 Mill. Euro in bar an den US-Automobilzulieferer BorgWarner verkauft. Bei dem Deal wird Akasol mit dem 12-Fachen ihres Umsatzes bewertet. Das unterstreicht, wie heiß der Markt für Batterietechnik ist.

BorgWarner kauft Akasol

ds Frankfurt

Merger Monday in den USA und Deutschland: Der amerikanische Autozulieferer BorgWarner bietet im Rahmen eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots 120 Euro je Akasol-Aktie in bar. Das sind knapp 15% mehr als der Schlusskurs vom Freitag vergangener Woche. Emittiert wurde das Akasol-Papier im Juni 2018 zu 48,50 Euro je Aktie. Das Angebot bewertet das gesamte Aktienkapital mit 727 Mill. Euro. Hinzu kommen Nettoschulden von 27 Mill. Euro, so dass sich ein Unternehmenswert von 754 Mill. Euro errechnet.

Der Deal ist schon fast unter Dach und Fach. Die Akasol-Gründer um Vorstandschef Sven Schulz, die zusammen fast 60% halten, verkaufen ihre Aktien an die Amerikaner und haben dazu bereits unwiderruf­liche Andienungsvereinbarungen unterzeichnet, wie Akasol am Montag mitteilte. Damit ist die Mindestannahmequote von 50% plus eine Aktie erfüllt. Die Akasol-Aktie sprang am Montag um 20% auf 125,34 Euro hoch und landete damit deutlich über dem Gebotspreis. Im Markt wird also auf ein noch höheres Gebot spekuliert.

Akasol-CEO Sven Schulz erklärte: „Der Vorstand begrüßt die strategische Partnerschaft mit BorgWarner, da sie für das Unternehmen eine hervorragende strategische Perspektive bietet.“ Akasol mit Sitz in Darmstadt stellt Lithium-Ionen-Batterien für elektrisch betriebene Busse, Züge, Lastwagen, Baumaschinen und Schiffe her und beschäftigt über 300 Vollzeitkräfte in drei Werken in Deutschland und einem in den USA. Wichtigste Abnehmer der Batteriesysteme sind die Fahrzeugbauer Daimler und Volvo. Unter dem Dach von BorgWarner soll Akasol eigenständig weitergeführt werden. Der Vorstand um Sven Schulz und Carsten Bovenschen sowie alle Gründer werden Akasol erhalten bleiben, teilt der Batteriehersteller mit.

Sportlich bewertet

Der Deal unterstreicht, wie heiß gelaufen der Markt für Elektromobilität ist. Akasol, die an der Börse in den vergangenen dreieinhalb Monaten eine beeindruckende Performance hingelegt hat, ist sehr sportlich bewertet. Der Kaufpreis entspricht bezogen auf den gesamten Unternehmenswert (Enterprise Value) einem Umsatzmultiplikator von rund 6 auf den von Analysten im Konsens für 2021 prognostizierten Umsatz von rund 125 Mill. Euro. Legt man das für 2024 herausgegebene Mittelfristziel eines Umsatzes von mindestens 400 Mill. Euro zugrunde, so ergibt sich noch ein Multiplikator von 1,8 zum Unternehmenswert.

Fürs abgelaufene Jahr hatte Akasol zwischen 60 Mill. und 70 Mill. Euro Umsatz angepeilt. Legt man Erlöse in der Mitte dieser Spanne zugrunde, so liegt der aktuelle Umsatzmultiplikator sogar bei dem schwindelerregenden Wert von 12. Für den Neunmonatszeitraum 2020 standen 40,6 Mill. Euro Umsatz in den Büchern, ein Anstieg um knapp 30% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag im dritten Quartal 2020 leicht über der Nulllinie. Derzeit läuft der Bau der sogenannten Gigafactory 1 in Darmstadt, in der Mitte 2021 die Serienfertigung eines neuen Ultrahochenergiesystems anlaufen soll. Die Anlagen liefert der Maschinenbauer Manz. Und in Hazel Park im US-Bundesstaat Michigan baut Akasol einen weiteren Fertigungsstandort.

BorgWarner ist auf Antriebstechnik spezialisiert und setzt mit rund 48000 Beschäftigten etwa 14,5 Mrd. Dollar um. Der Konzern aus Auburn Hills bei Detroit ist auf Einkaufstour. Er hatte erst im vergangenen Jahr den Konkurrenten Delphi für 3,3 Mrd. Dollar übernommen und zuvor auch schon in Deutschland einiges zugekauft, unter anderem den Abgasrückführungsspezialisten Gustav Wahler, den Zündtechnik-Spezialisten Beru sowie die Turboladersparte von Kühnle Kopp&Kausch.

Für Akasol agiert Berenberg als Finanzberater, Hogan Lovells fungiert als Rechtsbeistand. Der Aufsichtsrat von Akasol lässt sich unabhängig beraten; hier sind PricewaterhouseCoopers als Finanzberater und Allen & Overy als Rechtsberater tätig.

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