US-Gasexporteure hadern mit EU-Methan-Vorschriften
FOKUS: ESG-Reporting
US-Gasexporteure hadern mit EU-Methan-Vorschriften
Aktuell werden die regulatorischen technischen Standards für die im vergangenen Jahr beschlossene EU-Verordnung über Methan-Emissionen ausgearbeitet. Die Haltung der US-Regierung dürfte dabei durchaus Beachtung finden.
Von Michael Marray, Frankfurt
Die USA haben Russland als größten Gaslieferanten der EU abgelöst, und die Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) ist ein wesentlicher Bestandteil des Handelsabkommens, das EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump Ende Juli in Schottland verabredet haben.
Private Gasproduzenten in den USA setzen sich vehement gegen strenge Meldepflichten – und letztlich gegen Beschränkungen für EU-Importe von Gas mit hoher Emissionsintensität – ein. Im Laufe des Jahres 2025 haben Beamte der Europäischen Kommission bereits informelle Treffen mit Vertretern der US-amerikanischen LNG-Industrie und der Regierung abgehalten. Der EU-Kommissar für Energie und Wohnungswesen, Dan Jorgensen, hat selbst die USA besucht, um Gespräche zu führen.
Probleme der genauen Zuordnung der Leckage
Die EU-Verordnung wird sich mit Methan-Emissionen „auf Ebene des Produzenten“ befassen. Im Gegensatz zu einem staatlichen Gasproduzenten wie QatarEnergy besteht der US-Markt jedoch aus Hunderten kleiner Unternehmen, von denen viele Fracking betreiben. Gas aus verschiedenen Quellen wird in das US-Pipeline-Netz eingespeist und in LNG-Anlagen in Texas oder Louisiana verarbeitet, bevor es nach Übersee verschifft wird. Methan entweicht nicht nur beim Fracking, sondern auch beim Gastransport durch das Pipelinesystem.
Banken, die in ihren Nachhaltigkeitsberichten die Methanintensität konkret aufschlüsseln wollen, müssen ebenso wie EU-Fondsmanager bereits mit den begrenzten Daten zu einzelnen US-Fracking-Unternehmen zurechtkommen.
Für Banken und Vermögensverwalter könnten vielleicht Bewertungen der Methan-Intensität auf Ebene der Einzugsgebiete der LNG-Anlagen als Ersatz für Daten einzelner Gasunternehmen herangezogen werden. So bewertet beispielsweise Platts, eine Einheit von S&P Global Commodity Insights, jeden Monat die durchschnittliche Methan-Intensität von Erdgas aus 19 „bassins“ in den USA. In einigen US-Bundesstaaten gibt es nicht einmal Verbote für das Abfackeln, das häufig bei Ölbohrungen durchgeführt wird, bei denen Begleitgas anfällt.
Mehrere EU-Staaten mit Defiziten bei der Umsetzung
Die Daten zu importiertem Öl und Gas werden innerhalb der Europäischen Union von den zuständigen nationalen Behörden auf Länderebene erhoben, wobei einige Mitgliedstaaten bei der Einrichtung neuer Behörden nur langsam vorankommen. Im Juli hat die EU-Kommission im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens neun Mitgliedstaaten förmliche Aufforderungen zugestellt, weil sie es versäumt hatten, die für die Durchsetzung der neuen Vorschriften zuständigen Behörden zu benennen, eine grundlegende Verpflichtung, die bereits im Februar fällig war. Die Länder, die Mahnschreiben erhielten, waren Bulgarien, Estland, Irland, Spanien, Italien, Litauen, Österreich, die Slowakei und Finnland.
Lobbyisten auf beiden Seiten bestätigen, dass noch viel zu tun ist und dass der Prozess der Ausarbeitung der technischen Standards kompliziert sein wird.