Spezialchemie

Clariant will kleinere Brötchen backen

Der Schweizer Spezialchemiehersteller Clariant ist im vergangenen Jahr weiter geschrumpft. Einerseits war es die Pandemie, die dem Unternehmen Absatzeinbrüche bei Schlüsselkunden beispielsweise aus der Luftfahrtbranche oder dem Energiesektor...

Clariant will kleinere Brötchen backen

dz Zürich

Der Schweizer Spezialchemiehersteller Clariant ist im vergangenen Jahr weiter geschrumpft. Einerseits war es die Pandemie, die dem Unternehmen Absatzeinbrüche bei Schlüsselkunden beispielsweise aus der Luftfahrtbranche oder dem Energiesektor bescherte. Andererseits hat Clariant im Berichtsjahr die längst geplante Portfoliobereinigung mit dem Verkauf des Geschäftes mit Kunststoffadditiven (Masterbatches) fortgesetzt. Das Resultat ist ein Umsatzverlust von über alles gesehen rund 1,3 Mrd. sfr. Noch einmal so viel wird Clariant schrumpfen, wenn das Desinvestitionsprogramm abgeschlossen ist.

Der seit Januar amtierende CEO Conrad Keijzer sieht darin kein unmittelbares Problem. Er sagt, Clariant verfüge in den verbleibenden Geschäftsfeldern über führende Marktpositionen und damit auch über eine Existenzberechtigung als selbständiges Unternehmen. Hariolf Kottmann, der Vorgänger des Niederländers, sah dies anders. Für ihn war klar, dass Clariant eher früher als später wieder einen großen Deal einfädeln muss, um in dem großvolumigen Chemiegeschäft nicht plötzlich ins Hintertreffen zu geraten.

Doch Kottmann hatte unlängst seinen Abgang angekündigt. Er wurde durch die saudische Großaktionärin Sabic (30%) quasi gezwungen dazu. Sabic hatte im Blick auf die kommende Generalversammlung die Einführung einer Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren für Verwaltungsräte einschließlich Präsidenten dik­tieren lassen. Damit waren die Tage des langjährigen Verwaltungsratsmitgliedes und Präsidenten Kottmann gezählt.

Den Saudis steht der Sinn offensichtlich nicht nach großen Deals und Mergers, sondern vielmehr nach Fokussierung und Gewinnmaximierung. Diesem Auftrag folgend sagte Keijzer gestern, Clariant strebe keine transformierende Transaktion mehr an und könne auch in der bestehenden Größe gut weitermachen.

Die vorliegenden Zahlen für 2020 scheinen ihm Recht zu geben. Immerhin hat Clariant im fortgeführten Geschäft trotz des Umsatzrückganges um währungsbereinigt 5% eine deutliche Verbesserung des Betriebsergebnisses (Ebitda) er­reicht und die Marge um ein Drittel auf 15% erhöht. Hilfreich waren Preiserhöhungen, was ein Hinweis darauf ist, dass Clariant Produkte herstellt, die nicht von heute auf morgen substituiert werden können.

Die aus dem Verkauf der Masterbatches-Sparte gelösten 723 Mill. sfr Gewinn darf Clariant vorerst immerhin behalten. Sabic hat einen Antrag auf Zahlung einer weiteren Sonderdividende von 2 sfr zurückgezogen.

Clariant
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. sfr20202019
Umsatz3 8604 399
Umsatz aus nicht fortgeführtem Geschäft1 3302 127
Betriebsgewinn (Ebitda)619740
Gewinn92–57
Ordentliche Dividende je Aktie (sfr) 0,70,0
Börsen-Zeitung