Essenslieferdienst

Delivery Hero verharrt in tiefroten Zahlen

Rasantes Wachstum und hohe Verluste prägen die Eckdaten von Delivery Hero für 2020. Der operative Verlust liegt bei einem Fünftel des Umsatzes. Die Erlöse kletterten um 95% auf 2,84 Mrd. Euro.

Delivery Hero verharrt in tiefroten Zahlen

hek Frankfurt

Die Corona-Pandemie und neue Geschäfte haben Delivery Hero im vergangenen Jahr einen Auftragsboom beschert. Wie der Essenslieferdienst mitteilt, kletterte die Zahl der Bestellungen im Vergleich zum Vorjahr um 96% auf 1,3 Milliarden. Auch die Erlöse hat Delivery Hero verdoppelt – währungsbereinigt legten sie um 103% zu. Das Umsatzziel von 2,7 Mrd. bis 2,8 Mrd. Euro wurde mit 2,84 Mrd. Euro leicht übertroffen.

Das starke Wachstum geht einher mit tiefroten Zahlen. Das in Berlin ansässige Unternehmen hatte operative Verluste vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 14% bis 18% des Umsatzes in Aussicht gestellt. Diese Bandbreite wurde den Angaben zufolge mit voraussichtlich minus 16% erreicht. Nicht enthalten sind Verluste aufgrund zusätzlicher Investitionen wie der Expansion nach Japan. Dieser Betrag, der anfangs auf bis zu 200 Mill. Euro veranschlagt wurde, belief sich letztlich auf 115 Mill. Euro. Damit summieren sich die operativen Verluste auf 20% des Umsatzes oder etwa 567 Mill. Euro. Im Vorjahr lag das bereinigte Ebitda bei minus 431 Mill. Euro oder 29,6% der Erlöse.

„Mit Blick auf das Jahr 2021 bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Erfolgsgeschichte fortsetzen“, sagt CEO Niklas Östberg. Auf weitere Angaben zum Ausblick verzichtet der Mitgründer. Begründung: Der Abschluss der Woowa-Übernahme in Südkorea steht noch aus. Erst nach dem für März erwarteten Closing der im Dezember 2019 vereinbarten Transaktion und spätestens mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 28. April will das Management seine Prognose präsentieren.

Delivery Hero investiert derzeit viel Geld in neue Märkte und den Aufbau der Quick-Commerce-Schiene, also den Verkauf von Fertigwaren wie Medikamente oder Haushaltsprodukte. Dafür baut das Unternehmen kleine Lagerhäuser auf, sogenannte Dmarts, von denen aus die Waren in kurzer Zeit zu den Kunden gebracht werden. Ende 2020 betrieb der Konzern, der seit Sommer dem Dax angehört, 491 Dmarts. Das Ziel von 400 Lagerhäusern sei damit übertroffen worden.

Segmentziele erreicht

Im vierten Quartal kamen 423 Millionen Bestellungen herein, 96% mehr als im Vorjahreszeitraum. 63% der Orders hat Delivery Hero selbst ausgeliefert, verglichen mit 44% ein Jahr zuvor. Der Quartalsumsatz kletterte um 93% auf 933 Mill. Euro. Damit habe Delivery Hero das achte Quartal in Folge den Umsatz etwa verdoppelt, wird betont. Der Konzern profitiert von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Restaurantschließungen und dem Trend zum Homeoffice. Das Analysehaus RBC bescheinigt dem Essensdienst, dass im vergangenen Jahr ein starker Zieleinlauf gelungen sei. Das vierte Quartal sei bei entscheidenden Kennziffern besser als erwartet ausgefallen. Für die Bank of America schneidet Delivery Hero in einer schwungvoll laufenden Branche weiter bestens ab. Die Landesbank Baden-Württemberg hingegen bemängelt, dass nur schwer abzuschätzen sei, wann die Gewinnschwelle erreicht und auf welchem Niveau die nachhaltige Rentabilität liegen werde.

Das Management geht den Angaben zufolge davon aus, dass die Ebitda-Ziele auf Segmentebene erreicht wurden. So war geplant, dass das Europa-Geschäft 2020 den Break-even schafft. Hier waren im Vorjahr 19 Mill. Euro Verlust angefallen. Operativ schwarze Zahlen schreibt Delivery Hero in Nahost/Nordafrika. Für diese Region rechnet das Management mit 99 Mill. Euro adjusted Ebitda (2019: 43 Mill. Euro), obwohl das Geschäft im ersten Halbjahr unter strikten Ausgangsbeschränkungen gelitten habe.

Außerdem ist Delivery Hero in Asien, das im vierten Quartal für 41% der Segmenterlöse stand, und auf dem amerikanischen Kontinent (Umsatzanteil etwa 10%) tätig. Das Asien-Segment habe im Schlussquartal fast so viele Bestellungen generiert wie im Gesamtjahr 2019, heißt es. Das Deutschland-Geschäft hat Delivery Hero vor gut zwei Jahren Just Eat Takeaway.com verkauft.

Ärgerlich für die Berliner ist, dass die Aktienkomponente des Woowa-Deals, der ein Kurs von 47,47 Euro zugrunde liegt, viel teurer wird als geplant. Da der eigene Aktienkurs inzwischen auf etwa 130 Euro gestiegen ist, sind die 40 Millionen Delivery-Hero-Anteile, die die Verkäufer erhalten, mehr wert als das dafür erworbene Geschäft. Daher wird eine Wertberichtigung fällig, deren Höhe von der Notierung bei Abschluss des Deals abhängt und die zuletzt auf 1,4 Mrd. Euro geschätzt wurde. Der Kaufpreis von ursprünglich 3,6 Mrd. Euro setzte sich aus 1,7 Mrd. Euro in bar und 1,9 Mrd. Euro in Aktien zusammen.

Wertberichtigt Seite 6