Währungen

Down-Under-Dollar hebt ab

An den Devisenmärkten hat sich der australische Dollar in den vergangenen Monaten zu einem Überflieger entwickelt. Eine solide Geld- und Fiskalpolitik sowie anziehende Rohstoffpreise stützen den Dollar auf dem fünften Kontinent. Selbst der Dauerkonflikt mit China konnte dem nichts anhaben.

Down-Under-Dollar hebt ab

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Für Touristen ist Australien derzeit praktisch unerreichbar. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass Australien derzeit ein vergleichsweise teures Reiseziel ist. Die Währung des Landes erlebte in den vergangenen Monaten einen selten dagewesenen Höhenflug. Noch vor einem Jahr kostete der Aussie genannte Dollar 0,57 US-Dollar. Mittlerweile sind es schon 0,79 US-Dollar, das entspricht einem Plus von knapp 40%. Nur noch wenig trennen den Aussie von seinem Ende Februar 2018 erzielten Dreijahreshoch von 0,81 US-Dollar.

Während Sydney Luftlinie 16473 Kilometer von Frankfurt entfernt und somit eine andere Welt ist, sind es doch die gleichen Triebkräfte, die auf den Euro, das Pfund und den Aussie einwirken. Die ultraexpansive Geldpolitik und die gigantischen Fiskalprogramme sind weltweit seit Monaten die Bestimmungsfaktoren und bewegen die Kurse an den Aktienmärkten, die Renditen an den Bondmärkten und sind mit verantwortlich für die Devisenmärkte.

Die Währung Australiens zählt wie beispielsweise die norwegische Krone zu jenen Devisen, die besonders empfindlich auf Marktrisiken reagieren. „Der australische Dollar gilt in der Devisenwelt als klassischer Risikoanker: Steigen die Aktienmärkte, gewinnt auch in der Regel der australische Dollar an Wert“, beschreibt Stefanie Holtze-Jen, Analystin der DWS, den Zusammenhang.

Nicht aus der Reihe tanzen

Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Währung ist auch in Australien die Geldpolitik. Auf ihrer Sitzung Anfang Februar hat die australische Notenbank (Reserve Bank of Australia, RBA) mit einer frühzeitigen Verlängerung ihres Anleihekaufprogramms um ein weiteres halbes Jahr überrascht. Die RBA argumentierte, dass der Aussie ohne eine lockere Politik wesentlich stärker wäre, da die Währung normalerweise aufgrund von verbesserten Aussichten für das globale Wachstum profitiere. „Die RBA will also vorerst nicht aus der Reihe tanzen, und fürs Erste hat sie einer Tapering-Diskussion einen Riegel vorgeschoben“, sagt Analystin Antje Praefcke von der Commerzbank. Die nächste RBA-Sitzung findet am 2. März statt.

Die Konjunkturerholung in Australien dürfte in den nächsten Monaten auf festeren Beinen stehen, vermuten die Experten. Zudem sollte die Unsicherheit über den Konjunkturausblick mit dem Abflauen der Corona-Pandemie nachlassen. „Insofern könnte die Diskussion um einen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik in Australien bald wieder aufkommen“, so Holtze-Jen.

Auch die fiskalischen Impulse helfen der australischen Wirtschaft, auf die Beine zu kommen, und sind Gründe für den Höhenflug der Währung. Erhebliche staatliche Transfers haben für einen Anstieg der Haushaltsersparnisse geführt. Wie in anderen Ländern sollte dies für eine starke Erholung der Konsumausgaben sorgen. Für Australien gilt, dass auch der Tourismus unter günstigen Bedingungen ab der zweiten Jahreshälfte, sobald die Grenzschließungen aufgehoben werden, wieder anziehen dürfte. Diese Faktoren schlagen sich in den Wachstumserwartungen nieder. Im Oktober 2020 lag die BIP-Konsensprognose noch bei 2,7% für 2021, nun erwartet die Commerzbank 3,5% und für 2022 schon 3,9% (siehe Tabelle).

Streit mit China belastet

Als eine der Rohstoffwährungen reagiert der Aussie besonders stark auf die Preise von Grundstoffen. Das kam ihm jüngst zugute, obgleich der Konflikt mit China zu einer Dauerbelastung geworden ist. Der Streit hat die australische Wirtschaft im vergangenen Jahr aber nur 3 Mrd. Dollar an Rohstoffexporterlösen gekostet. Die Auseinandersetzung über den Ursprung der Covid-Pandemie hat dazu geführt, dass China als vormals größter Abnehmer von Australiens Kohle und Kupfer seit Dezember dort nichts mehr gekauft hat. Allerdings: Da Eisenerz zu wichtig für Chinas Stahlproduktion ist, gab es hier keine Sanktionen. Bislang jedenfalls hat die australische Wirtschaft von der Erholung im asiatischen Raum unterm Strich profitiert.

Die Aussichten für Down Under und seine Währung sind tendenziell positiv. „Zunächst einmal hat sich die australische Wirtschaft besser als die meisten westlichen Volkswirtschaften im Angesicht der Covid-19-Pandemie geschlagen“, stellt Hotze-Jen fest. Die Commerzbank sieht den Aussie daher zumindest mittelfristig im Aufwärtstrend.

Sollten US-Vermögensanlagen wieder unattraktiver werden und der Dollar unter Druck kommen, steht dem ein australischer Dollar gegenüber, „der zusehends von der globalen wirtschaftlichen Erholung im Zuge der zunehmenden Impfungen weltweit profitieren und entsprechend seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen sollte“, meint Commerzbank-Analystin Praefcke. Sie rechnet allerdings auch damit, dass die Notenbank bei einem nach „ihrem Geschmack zu stark aufwertenden australischen Dollar auch in Zukunft verbal intervenieren wird, um die Aufwertung zu dämpfen“. Sollten sich zudem die Aussichten an den globalen Aktienmärkten verschlechtern, dürfte der Aussie anfällig sein für Kursverluste.