Der Wandel zur Kreislaufwirtschaft bietet Anlagechancen
Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (309)
Kreislaufwirtschaft bietet Anlagechancen
Der Earth Overshoot Day fiel 2023 auf den 2. August. Dieses Datum markiert den Tag, an dem die Menschheit seit Beginn des Jahres mehr Ressourcen verbraucht hat, als die Erde im gesamten Jahr regenerieren kann – und zeigt die Probleme, vor die uns die traditionelle lineare Wirtschaft stellt, sehr anschaulich: Es bräuchte dieses Jahr bereits 1,7 Erden, um den Gesamtbedarf der Menschheit nachhaltig zu decken.
Und der Trend verstärkt sich: Der steigende Lebensstandard in Entwicklungsländern und die wachsende Bevölkerung erhöhen den Druck auf die Ressourcen zusätzlich. Wird das lineare Wirtschaftssystem unverändert beibehalten, werden im Jahr 2050 schätzungsweise fast doppelt so viele Ressourcen benötigt wie heute: 184 Gigatonnen (Gt) im Vergleich zu 100 Gt im Jahr 2019. Bedenklich ist dabei, dass derzeit über 90% aller Materialien verschwendet werden. Der Anteil der Sekundärmaterialien, die in den globalen Wirtschaftskreislauf zurückkehren, ist seit 2018 sogar von 9,1% auf 7,2% gesunken. Eng verbunden mit dem Verbrauch der Ressourcen unseres Planeten sind die Themen Klimawandel, erneuerbare Energien und Dekarbonisierung.
Ressourcen wiederverwerten
Das Modell der Kreislaufwirtschaft wird als ein möglicher Lösungsansatz diskutiert, um die menschenverursachte Umweltstörung und das Schwinden natürlicher Ressourcen zu verringern. Statt Ex-und-hopp ist das Motto hier „reduzieren, wiederverwenden, recyceln“. In einer Kreislaufwirtschaft sollen Produkte so lange wie möglich ihren Wert behalten und aus wiederverwertbaren Materialien hergestellt werden. Wo dies nicht möglich ist, sollen alternative Rohstoffe gefunden werden. Beispielsweise kann die Lebensdauer von Produkten verlängert und Wiederverkauf, Reparatur sowie Wiederaufbereitung ermöglicht werden. Abfälle können nie ganz vermieden werden, aber auch aus ihnen kann neuer Wert geschöpft werden, indem sie beispielsweise als Ressource für einen anderen Bereich dienen.
Um den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, haben Politiker und internationale Organisationen zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen und fördern Unternehmen und Projekte, die in dem Bereich führend sind. Guter Wille allein wird jedoch nicht reichen. Ausschlaggebend ist die tatsächliche Kapitalallokation.
Etwa 55% des weltweiten Einwegplastikmülls geht von nur 20 petrochemischen Unternehmen aus. Für Investoren, Verbraucher sowie andere Interessengruppen ist es so einfach, die Hauptverursacher zu erkennen und zu meiden. Gleichzeitig haben Circularity Agents – Unternehmen, die sich auf den Übergang zur Kreislaufwirtschaft spezialisiert haben – ein weltweites Wachstumspotenzial in Höhe von 4,5 Bill. US-Dollar und können Millionen neuer Arbeitsplätze schaffen. Bereits heute ist fast die Hälfte der 100 größten Unternehmen der Welt bestrebt, die von ihnen verwendeten Materialien ständig in Gebrauch zu halten,
Doch wo finden Anleger spannende Investmentmöglichkeiten? Folgende Sektoren sind für die Kreislaufwirtschaft besonders relevant:
- Nachhaltige Energieversorgung: Unternehmen in den Bereichen erneuerbare Energie, Biokraftstoffe und Brennstoffzellen, die Strom aus regenerativen Quellen erzeugen bzw. speichern.
- Ressourcenrückgewinnung: Unternehmen die Abfall- und Umweltservices anbieten und Ressourcen oder Energie aus entsorgten Produkten zurückgewinnen.
- Verlängerung der Produktlebensdauer: Hersteller von Bekleidung und Textilien, Autos, Chemikalien sowie Baumaterialien, die den Lebenszyklus von Produkten und Komponenten verlängern.
- Sharing-Plattformen: Unternehmen in Bereichen wie Technologie-, Ride- und House-Sharing, welche die Nutzungsrate von Produkten durch gemeinsame Verwendung erhöhen.
- Produkt als Dienstleistung: Anbieter von Cloud-Computing und Leasing, welche Zugang zu einem Produkt bieten, aber das Eigentum daran behalten.
Wer für seine Kapitalanlage die Kreislaufwirtschaft als Richtschnur nimmt, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn er unterstützt nicht nur den Übergang zur Kreislaufwirtschaft, sondern fördert gleichzeitig in Unternehmen, die zur Bekämpfung von Klima- und Umweltproblemen beitragen.