Deutsche Büros benötigen Investitionen in Höhe von 160 Mrd. Euro
Deutsche Bürogebäude haben Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit
Studie von Bulwiengesa und Berlin Hyp zum Immobilienmarkt sieht Investitionslücke von 160 Mrd. Euro – Viele Problembauten im Bestand
wbr Frankfurt
Bis 2050 soll in Europa der Gebäudesektor klimaneutral sein. Zentral ist dabei die energetische Sanierung des Bestands. Vor diesem Hintergrund haben Bulwiengesa und Berlin Hyp einen ESG-Check für Bürogebäude entwickelt, um Potenziale am deutschen Markt auszuloten. Betrachtet wurde das ganze Spektrum von Metropolen bis zu kleineren Städten.
Der Sanierungsbedarf bei deutschen Bürogebäuden hat der Studie zufolge gewaltige Ausmaße. Der Immobiliendienstleister Bulwiengesa nennt eine Summe von 160 Mrd. Euro, die im Rahmen von energetischen Maßnahmen investiert werden müssten. Das umfasst die Größenkategorien A-Städte wie Berlin, B-Städte wie Bochum, regional bedeutende C-Städte wie Bielefeld und kleinere D-Städte wie Bamberg.
Fragmentierter Markt
Dabei ist für die einzelnen Büroobjekte vor allem nach dem Baujahr zu unterscheiden, denn davon hänge es maßgeblich ab, wie viel Geld hineingesteckt werden müsste, um einen energetischen Standard zu erreichen.
Die Notwendigkeit einer energetischen Sanierung falle in eine schwierige Marktphase. Einerseits bestehe mit Blick auf den Klimawandel ein hoher Investitionsbedarf, andererseits nehme der Leerstand zu. Dabei sei der Markt fragmentiert, da die Mieten für Spitzenobjekte in den A-Lagen ungeachtet der allgemeinen Rückschläge vergleichsweise stark stiegen.
Begrenzte Umlage
Besonders in kleineren Märkten sei die Möglichkeit gering, die Sanierungskosten über die Miete umzulegen, meint Sven Carstensen, Vorstand von Bulwiengesa. So könne bei einer vor 1990 gebauten Büroimmobilie eine energetische Sanierung nur zu einer Mietsteigerung von 7% führen. Damit sei der Spielraum gering, den Aufwand hereinzuholen. Carstensen gibt allerdings zu bedenken, dass bei den genannten Zahlen für Sanierungen es sich nicht nur um reine ESG-Investments handele, sondern ein Teil der Kosten so oder so anfallen würde.
Für die LBBW-Tochter Berlin Hyp ist das Thema Nachhaltigkeit längst angekommen. Inzwischen habe die Bank eine nahezu vollständige Transparenz für die finanzierten Immobilien, sagt Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Bank.
Mit Blick auf Klimaneutralität seien Gebäude im unteren Segment besonders schwierig. „Ich mache mir Sorgen, ob jedes Gebäude zu transformieren ist.“ Gerade bei schlechter Lage und schlechter Effizienzklasse rechne sich eine Investition womöglich nicht mehr.
Lohnt sich der Umbau noch?
Hier stelle sich die Frage, ob diese zukünftig noch unter ESG-Aspekten überhaupt eine Finanzierung bekommen würden. In jedem Fall spiele die ESG-Komponente bei der Anpassung der Preise am Immobilienmarkt eine immer größere Rolle und verstärke den Druck nach unten.
Grundsätzlich lasse sich jede Immobilie nach ESG-Kriterien umbauen, die Frage sei aber, ob das Sinn ergebe, meint Investor Mathias Gross, Vorstand der Polis Immobilien. Er wünscht sich als Unterstützung im Bereich der Büroimmobilien, dass die Eigentümer energetische Investitionen in gleicher Höhe auf die Miete umlegen können wie im Wohnbereich.