AFME-Report zur Kapitalmarktunion

Deutschland überholt Frankreich als Emittent von ESG-Anleihen

Deutschland hat in Sachen Kapitalmarkt noch Nachholbedarf. Laut dem aktuellen AFME-Report werden hierzulande aber mehr ESG-Anleihen emittiert als überall sonst in der EU.

Deutschland überholt Frankreich als Emittent von ESG-Anleihen

Deutschland bei ESG-Bonds spitze

Laut AFME steigen hiesige Kapitalmarktemissionen insgesamt um 22 Prozent

lee Frankfurt

Deutschland hat 2023 erstmals nicht nur bei Green Bonds, sondern auch bei sonstigen ESG-Anleihen die Nase vorn in der Europäischen Union. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Kapitalmarktreport des Branchenverbands AFME (Association for Financial Markets in Europe) hervor. Die alljährlich publizierte Studie "Capital Markets Union – Key Performance Indicators" misst seit 2017 anhand neun Schlüsselkennziffern die Entwicklungsfortschritte der Kapitalmärkte der Eurozone.

Grüner Wachstumsmarkt

Wie aus dem Bericht hervorgeht, in den jeweils die Kapitalmarktdaten der ersten sechs Monate des Jahres einfließen, schickt sich Deutschland an, zum vierten Mal in Folge das größte Volumen an grünen Anleihen innerhalb der EU auszugeben. Bis zur Jahresmitte wurden hierzulande demnach 36,9 Mrd. Euro an Green Bonds emittiert. Im gesamten Jahr 2022 hatte das Volumen bei 58,6 Mrd. Euro gelegen, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von gut einem Fünftel entsprach.

An den ESG-Anleihen insgesamt, also auch bei der Emission von Bonds, deren Spezifika in den beiden anderen Nachhaltigkeitsdimensionen Soziales und Governance liegen, hat Deutschland laut dem Bericht im ersten Halbjahr einen Anteil von etwas mehr als 20%. "Die Daten zeigen, dass sich der ESG-Markt in Deutschland vertieft hat", konstatieren die Studienautoren. Darin will der freilich von Privatunternehmen der Branche in Auftrag gegebene und finanzierte Report eine "solide Basis für weiteres Wachstum" erkennen.

"Der diesjährige Bericht zeigt die Attraktivität des deutschen Finanzökosystems insgesamt", kommentiert AFME-Chef Adam Farkas die Publikation. Tatsächlich haben sich laut der Daten die Gesamtemissionen von Anleihen und Aktien in Deutschland im Vorjahresvergleich um 22% erhöht. Dies sei in erster Linie auf die Ausgabe von Investment-Grade-Anleihen zurückzuführen.

Fehlender Marktzugang

Das ist insofern bemerkenswert, als dass die deutsche Unternehmenslandschaft aufgrund ihrer mittelständischen Prägung in weiten Teilen über keinen Kapitalmarktzugang verfügt. Vor diesem Hintergrund ist Deutschland trotz der Beschleunigung der Emissionstätigkeit in Sachen Kapitalmarktfinanzierung nicht spitze. Betrachtet man nur die Nicht-Finanzunternehmen liegt der Anteil der marktbasierten Finanzierungen mit 9,7% unter dem EU-Durchschnitt von 10,3%. Zum Vergleich: In den USA lag der Anteil bei 26,2%.

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