ESG-konforme Immobilien

Hohe Anschaffungskosten bei grünen Immobilien bremsen Käufe

Die Nachfrage bei nachhaltigen Gebäuden hat in Europa im globalen Vergleich am stärksten zugelegt. Der RICS Sustainability Report zeigt die unterschiedlichen Präferenzen von Mietern und Investoren beim Thema ESG.

Hohe Anschaffungskosten bei grünen Immobilien bremsen Käufe

Hohe Anschaffungskosten bei grünen Immobilien bremsen Käufe

Nachfrage bei nachhaltigen Gebäuden in Europa wächst stark – RICS Sustainability Report zeigt Präferenzen von Mietern und Investoren

wbr Frankfurt

Die Nachfrage nach ESG-konformen Gebäuden hat weltweit weiter zugelegt. Allerdings hindern die Branche die Unsicherheit bei der Gesetzgebung und der Mangel bei Daten daran, die Netto-null-Ziele schneller zu erreichen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Berufsverbands der Immobilienfachleute RICS, an der rund 4.000 Immobilienexperten weltweit teilgenommen haben. „Die Dekarbonisierung ist im Real-Estate-Sektor noch zu langsam und nicht ausreichend effektiv", so Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende RICS Deutschland.

Nettosaldo legt zu

Der von RICS ermittelte Index für nachhaltiges Bauen stieg auf einen Nettosaldo von +44 Punkten, was eine steigende Nachfrage von Mietern und Investoren nach klimaangepassten Immobilien signalisiert. Der Aufwärtstrend zeigt sich in allen Regionen. Das Nachfragewachstum bei Green Buildings ist in Europa (+73) am größten vor dem Nahen Osten und Afrika (+52), Asien-Pazifik (+38) und Nord- und Südamerika (+26).

RICS unterscheidet zwischen den Nutzern, also Mietern, und den Investoren. Mehr als die Hälfte der Befragten weltweit berichten, dass die Nachfrage der Mieter nach grünen und nachhaltigen Gebäuden in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen hat. Die Ergebnisse für Investoren zeigen ähnliche Trends. Fast zwei Fünftel (39%) der Umfrageteilnehmer berichteten von einer leicht steigenden Investorennachfrage bei grünen Immobilien in den vergangenen zwölf Monaten.

Starker Einfluss auf die Mieten

Nachhaltigkeitsmerkmale eines Gebäudes haben zudem einen starken Einfluss auf Mieten und Bewertungen. In Europa seien etwa 27% der Befragten der Meinung, dass grüne Merkmale einen erheblichen Einfluss auf den Kapitalwert einer Immobilie haben. Im Vergleich dazu liege der Anteil der Befragten, die angaben, dass grüne Merkmale eines Gebäudes den Mietpreis erheblich beeinflussen, bei rund 16%.

Zu den wichtigsten Merkmalen eines grünen Gebäudes zählten Energieeffizienz, Reduzierung des Energieverbrauchs und des Verbrauchs fossiler Brennstoffe. Rund 30% sind laut Umfrage der Meinung, dass dies ein wesentliches Merkmal für Anleger ist. Auch Green-Building-Zertifizierungen stünden ganz oben auf der Agenda. Rund 30% der Befragten weltweit geben an, dass eine Zertifizierung (z. B. nach Breeam, Leed, Wells oder Nabers) für Investoren ein wesentliches Merkmal eines nachhaltigen Gebäudes ist. Für Mieter seien Zertifikate dagegen weniger wichtig.

Mangelhaftes Wissen

Hohe Anschaffungskosten werden von fast drei Fünfteln der Befragten als eines der Haupthindernisse für den Erwerb grüner Gebäude angesehen. Ein Problem dabei ist der Mangel an Daten über die Vorteile umweltfreundlicher Gebäude. Darüber hinaus nennt knapp ein Drittel mangelndes Wissen, mangelndes Bewusstsein und mangelnde Expertise der Investoren in Bezug auf grüne Immobilien als Problem.

Schwierigkeiten bereitet auch das Fehlen von Standards und Definitionen für umweltfreundliche Gebäude. Eine Weiterentwicklung verbindlicher Normen für die Gesamtenergieeffizienz in ganz Europa wird als entscheidender Schritt angesehen, um die ehrgeizigen Ziele des Grünen Deals der EU zu erreichen.

Es wird zu wenig gemessen

Obwohl die Nachfrage nach ESG-konformen Gebäuden steigt, gibt es immer noch einen Mangel bei der Messung der CO2-Emissionen bei Immobilien. Experten aus der Baubranche gaben an, dass bei Projekten keine Messung des gebundenen Kohlenstoffs vorgenommen werde bzw. es kaum Hinweise darauf gebe, wie sich die Auswahl von Materialien und Komponenten auswirkt. Um die Klimaziele jedoch zu erreichen, muss auch tatsächlich gemessen werden. "Die Messung von Kohlenstoffemissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg muss zur gängigen Praxis werden. Praktiken der Kreislaufwirtschaft müssen Einzug halten und Qualifizierungsmaßnahmen sind auf allen Ebenen notwendig", so Eickermann-Riepe.

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