Schifffahrt

Klimaschutz größte Hürde für Reedereien

Die Boomjahre in der maritimen Schifffahrt sind vorbei. Weniger Reedereien in Deutschland gehen von Wachstum im kommenden Jahr aus, wie eine neue Studie zeigt. Verunsicherung herrscht beim Blick auf künftige Antriebstechnologien.

Klimaschutz größte Hürde für Reedereien

Klimaschutz größte Hürde für Reedereien

PwC-Studie: Große Unsicherheit bei künftigen Antriebstechnologien – Boomjahre vorbei

ste Hamburg

Klimaziele zu erreichen und Umweltauflagen zu erfüllen, sieht die deutsche Seeschiffsbranche als größte Herausforderung in den kommenden Jahren an. Laut den Ergebnissen ihrer diesjährigen Reederstudie, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC jetzt vorstellte, halten 96% der befragten Führungskräfte deutscher Hochseereedereien den Klimaschutz für die derzeit größte Hürde.

Eine weiterhin skeptische Haltung nehmen die Reeder der Umfrage zufolge zum Plan der EU-Kommission ein, bis 2030 mindestens 55% der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 einzusparen. Dass sich dieses Ziel nicht erreichen lasse, meinten derzeit 23% der Führungskräfte in den Schifffahrtsunternehmen, so PwC. Dies sei ein Anstieg um 10 Prozentpunkte verglichen mit 2021. Zugleich stellt die Studie eine zunehmende Akzeptanz umweltgerechter Maßnahmen bei den Reedereien fest. Der Anteil der Unternehmen, in denen Maßnahmen zur Emissionsreduktion umgesetzt wurden, habe sich seit 2021 auf 71% mehr als verdoppelt.

Große Verunsicherung herrscht unter den deutschen Reedereien, welche alternativen Treibstoffe sich in der Branche durchsetzen werden. Viele, so PwC, trauten aktuell diskutierten alternativen Treibstoffen wie Flüssigerdgas (LNG) oder Wasserstoff nicht zu, sich langfristig als dominierende Treibstoffart durchzusetzen. Als einzige Lösung scheine sich Methanol herauszustellen.

Knapp zwei Drittel (65%) der befragten Führungskräfte glaubten, dass Methanol die Langstrecken in 20 Jahren dominieren könnte. Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie des Freiburger Öko-Instituts im Auftrag des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) schreibt dem Gas vergleichsweise große Chancen zu, die Schifffahrt klimafreundlicher zu machen. E-Methanol, auf Basis regenerativer Energien und mit einer nachhaltigen CO2-Quelle produziert, sei weniger umweltschädlich als Ammoniak oder Schweröl und unkomplizierter nutzbar.

Zu den Großreedereien, die verstärkt auf Methanol setzen, gehört Maersk. Das Unternehmen aus Kopenhagen hat in seinem Orderbuch aktuell zwei Dutzend methanolfähige Containerschiffe, die zwischen 2024 und 2027 ausgeliefert werden und bestehende Tonnage in der Flotte ersetzen sollen. Am Dienstag gab der weltweit zweitgrößte Reederei-Konzern eine erste Vereinbarung zur Abnahme von grünem Methanol mit dem chinesischen Entwickler Goldwind bekannt. Demnach sollen jährliche Mengen von 500.000 Tonnen den kohlenstoffarmen Betrieb der ersten zwölf bestelllten methanolfähigen Schiffe ermöglichen. Die ersten Mengen werden 2026 erwartet.

Die aktuelle Unsicherheit in der Treibstofffrage beeinflusst die Flottenplanung. So seien sieben von zehn Befragten der Ansicht, dass es viel mehr Neubestellungen von Schiffen geben würde, wenn klar wäre, welche Antriebstechnologie sich durchsetzen wird, so PwC. Allerdings rechnen ebenfalls 70% der Teilnehmer an der Reederstudie auch mit signifikanten Überkapazitäten in den kommenden Jahren – eine Folge der Neubestellungen im Zuge der Boomjahre in der maritimen Schifffahrt zwischen 2020 und 2022. Laut der jüngsten Reederstudie gehen mehr als 80% der Befragten davon aus, dass Fracht- und Charterraten, die sich nach den hohen Ständen während der Corona-Pandemie für viele Schiffstypen wieder auf ein vorpandemisches Niveau normalisiert hätten, stagnieren oder sinken werden.

Die Boomjahre in der maritimen Schifffahrt seien vorbei, stellt PwC fest. Zwar seien die Schiffe in 93% der Reedereien noch voll ausgelastet, doch geopolitische Veränderungen und konjunkturelle Unsicherheiten bereiteten der Branche zunehmend Sorgen. Laut der Umfrage unter den deutschen Hochseereedereien geht nur noch eine knappe Mehrheit (56%) der Befragten von Wachstum in den kommenden zwölf Monaten aus. Vor einem Jahr hatten 74% mit steigenden Umsätzen auf Jahressicht gerechnet.

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