Nachhaltigkeit

„Impact Investing spielt eine immer größere Rolle“

Über das Thema Unternehmensbewertung kam Matt Christensen zur Nachhaltigkeit. Bei Allianz Global Investors leitet er den Bereich und will etwas bewegen.

„Impact Investing spielt eine immer größere Rolle“

„Gegenwind in den USA eine der größten Bedrohungen“

Für einen ESG-Verantwortlichen eines großen Assetmanagers ist es eine Herausforderung, die Neuerungen und Verästelungen der EU-Nachhaltigkeitsregulierung im Blick zu haben – und auf deren korrekte Umsetzung im eigenen Haus zu achten. „Ich wünsche mir, dass die EU kein neues ESG-Regulierungspaket anfängt. Es geht jetzt darum, die bestehenden Vorhaben abzuarbeiten, umzusetzen und die Regelungen einzuführen. Das reicht für den Moment“, sagt Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing bei Allianz Global Investors (AGI).

Der 54-Jährige mit dänischen Wurzeln wurde in Kalifornien geboren und kam schon vor mehr als 25 Jahren nach Europa. Ende der neunziger Jahre wollte er für das US-Finanzportal Motley Fool das Geschäft in Deutschland aufbauen. Die Dotcom-Krise machte einen Strich durch die Rechnung.

ESG war vor 20 Jahren ein Witz

Während seiner Arbeit für das Anlegerportal wurde ihm aber klar, dass man Unternehmen nicht nur nach finanziellen Kennzahlen bewerten darf. So kam er zur Nachhaltigkeit und startete eine Karriere als ESG-Manager. „Vor 20 Jahren haben die Menschen über ESG-Investments gelacht, und besonders die Deutschen waren sehr skeptisch. Das hat sich inzwischen verändert.“

ESG und Nachhaltigkeit sind riesige Themen geworden. Dazu hat Christensen seinen Teil beigetragen. Der Amerikaner baute 2002 den nachhaltigen Finanzdachverband Eurosif auf. Das European Sustainable Investment Forum ist eine Organisation zur Förderung von ethischem Investment mit Sitz in Brüssel. Eurosif finanziert sich durch Zuwendungen zum Beispiel der Europäischen Kommission.

Größerer Hebel im Unternehmen

Der Wechsel in die Finanzindustrie war für den dreifachen Vater ein konsequenter Schritt. Er wollte mehr bewirken und sah innerhalb von Unternehmen einen größeren Hebel als in einem Verband. Seit dem Ausscheiden bei Eurosif engagiert sich Christensen für den strategischen Wandel in Vermögensverwaltungen großer europäischer Versicherer: Ab 2011 bei der französischen Axa IM und seit Ende 2020 bei AGI mit Sitz in Paris. „In meiner Rolle bei AGI geht es darum, dass die Idee von ESG und Nachhaltigkeit im Unternehmen richtig umgesetzt wird. Genauso wichtig ist der Blick nach vorn, und hier spielt Impact Investing eine immer größere Rolle, wenn es darum geht, die nächste Stufe rund um dieses Thema zu gestalten.“

Ein breites Interesse für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hatte er schon in der Ausbildung. Er studierte an der University of Pennsylvania internationale politische Ökonomie und an der Wharton School Wirtschaft.

Mehr Impact mit Private Assets

Ein Schwerpunkt in seinem aktuellen Job ist das Thema Nachhaltigkeit und Private Assets. Hier sieht Christensen eine große Zukunft, Investments von Infrastruktur für Private Equity seien viel zielgerichteter und hätten damit einen größeren Impact. Auf Sicht würden Standardisierung und Innovation von ESG in privaten Märkten auch den notierten Assetklassen weiterhelfen.

Weniger begeistert ist Christensen beim Blick in seine alte Heimat. „Eine der größten Bedrohungen ist der Gegenwind, den Nachhaltigkeit in den USA zu spüren bekommt. Der Druck von US-Anwälten auf Asset Owner ist in der ganzen Welt zu spüren. Das, was in den USA passiert, betrachten wir mit Sorge. Es drohen erhebliche Rückschritte beim Thema ESG in den USA, und dies kann Teil populistischer Rhetorik in Europa werden.“

wbr Frankfurt
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