CFO Arno Antlitz über Beteiligungen und ESG

Wie VW die Transformation finanzieren will

Ein Betrag von 180 Mrd. Euro soll in die Transformation des Volkswagen-Konzerns fließen. Um den Wandel voranzutreiben, nimmt CFO Arno Antlitz auch das Portfolio kritisch unter die Lupe.

Wie VW die Transformation finanzieren will

VW stellt Beteiligungsportfolio auf den Prüfstand

CFO Antlitz: Bereinigungen könnten Mittel für Zukäufe freimachen – Powerco perspektivisch Kandidatin für Teil-IPO

sar Frankfurt

Der VW-Konzern steht in den kommenden Jahren vor großen Umwälzungen: Nicht weniger als 180 Mrd. Euro sind für die Transformation des Unternehmens veranschlagt. Davon sollen zwei Drittel in den Ausbau von E-Mobilität und die Digitalisierung fließen, erklärte Volkswagen-CFO Arno Antlitz am Montagabend als Gast des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) in Frankfurt.

Für den Finanzchef, der seit September 2022 auch Chief Operating Officer des Autobauers ist, bedeutet die Umbruchphase große Herausforderungen. Fahrzeuge mit Verbrenner-Motoren gelten als Auslaufmodelle, mit den sinkenden Volumina schwinden jedoch auch die Skaleneffekte in der Verbrenner-Produktion. Zugleich muss der Konzern Investitionen in E-Auto, in Digitalisierung und softwarebasierte Dienste stemmen. VW-Chef Oliver Blume hat zudem kürzlich angekündigt, die Produktion in den Werken künftig nicht mehr streng getrennt nach Marken, sondern stärker nach Plattformen auszurichten, um Synergien zu heben.

Das Beteiligungsportfolio steht in dieser Umbruchphase genau auf dem Prüfstand – insbesondere diejenigen Beteiligungen, die nicht strategisch verankert sind, sondern als reine Finanzbeteiligung ausgewiesen sind. Um Beiträge für künftige Zukäufe zu generieren, könne er damit leben, sich von einer solchen Beteiligung auch einmal zu trennen, sagte Antlitz. Das große Transformationsprogramm soll jedoch aus dem Cashflow gestemmt werden.

Powerco als möglicher IPO-Kandidat

Intern will der Volkswagen-Konzern die Markengruppen Core (VW, Škoda, Seat, Cupra) und Progressive (Audi, Lamborghini, Bentley, Ducati) analog zu der börsengelisteten Sportwagenmarke Porsche anhand von „virtuellen Equity Stories“ steuern – auch wenn keine Börsennotiz angestrebt ist.

Konkretere IPO-Optionen sieht CFO Antlitz dagegen für die Batterietochter Powerco. „Die Powerco ist eine mögliche Einheit für ein IPO“, sagte er –  allerdings erst in einigen Jahren. Zunächst will VW einen strategischen Investor an Bord holen, auch ein Einstieg mehrerer Interessenten sei möglich. In einem zweiten Schritt sei ein Teil-IPO möglich. Während ein Investor bereits im kommenden Jahr einsteigen könnte, werde der Gang an die Börse noch länger dauern.

Hoher Aufwand durch CSRD

Neben der Transformationsfinanzierung treibt Antlitz auch das Thema ESG um. 2020 hat Volkswagen sich erstmals ein Green Finance Framework gegeben und darüber Green Bonds über insgesamt 3,5 Mrd. Euro begeben, 2022 wurde das Framework aktualisiert. Ziel ist es, den Anteil grüner Fremdkapitalinstrumente im Finanzierungsmix zu erhöhen. Unter dem neuen Framework kann VW grüne Anleihen, grüne Schuldscheindarlehen und Green-Darlehen begeben.

Der stärkere Fokus auf ESG-Themen bringt insbesondere für die Finanzabteilung große Veränderungen. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung, etwa im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), sei durchaus aufwendig, räumte Antlitz ein: „Wir müssen fast 1.000 Datenpunkte bereitstellen.“ Er warnte allerdings davor, beim Thema ESG lediglich die Bürokratie zu sehen. Er persönlich finde das Thema ESG motivierend: „Wir haben damit als VW-Konzern einen unglaublichen Hebel in der Hand. Das macht es lohnenswert, dafür zu kämpfen.“

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