Chemie

Evonik schaltet auf Wachstum um

Evonik ist mit einem blauen Auge durch das Krisenjahr 2020 gekommen und gibt sich für den neuen Turnus verhalten optimistisch.

Evonik schaltet auf Wachstum um

ab Köln – Evonik ist mit einem blauen Auge durch das Krisenjahr 2020 gekommen und gibt sich für den neuen Turnus verhalten optimistisch. Zwar rief Vorstandschef Christian Kullmann in der Bilanzpressekonferenz die Rückkehr auf den Wachstumskurs aus, die für 2021 genannten Ziele werden diesem Anspruch jedoch nur in Teilen gerecht. So sollen zwar alle vier Segmente zulegen, der Konzernumsatz wird allerdings in einer breiten Range zwischen 12 und 14 Mrd. Euro erwartet. Nach einem Umsatz von 12,2 Mrd. Euro (– 7 %) käme der untere Prognoserand einem Erlösrückgang gleich.

Etwas günstiger fällt die Ergebnisprognose aus. Für den bereinigten operativen Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda) wird ein Wert von 2 bis 2,3 Mrd. Euro in Aussicht gestellt, nach 1,9 Mrd. Euro (– 11 %) im abgelaufenen Turnus. Allein im ersten Quartal sollen operativ mindestens 550 Mill. Euro verdient werden. Am Ziel wähnt sich Evonik mit Blick auf die Cash Conversion Rate, die zuletzt auf 40 % stieg. Das spiegelte sich im freien Cash-flow, der 2020 auf 780 (i.V. 717) Mill. Euro hochlief. Daraus lässt sich die mit 1,15 Euro stabile Dividende finanzieren.

„Unser Ausblick zeigt in eine klare Richtung: Für 2021 erwarten wir ein steigendes Ergebnis, eine anhaltend hohe Cash Conversion Rate und somit einen steigenden Free Cash-flow“, sagte Finanzchefin Ute Wolf. Gleichwohl hat Evonik beim Verdienen der Kapitalkosten noch einen weiten Weg vor sich, nachdem die Rendite auf das eingesetzte Kapital im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 6,1 (8,6) % zusammenschnurrte. 2021 wird mit einer leichten Verbesserung gerechnet. „Daran müssen wir arbeiten“, räumte Wolf ein. Allerdings werde es zwei bis drei Jahre dauern, bevor die Kapitalkosten – sie werden mit 9 % angesetzt – wieder verdient würden.

Autonahe Geschäfte bremsen

Zahlte sich die breite Aufstellung 2020 bereits aus, will sich Evonik künftig noch stärker auf die weniger zyklische Spezialchemie ausrichten. Neben Akquisitionen und Innovationen rücken dabei auch Portfoliobereinigungen ins Blickfeld. Bis zum Sommer soll der Carve-out der in das Geschäftsfeld Performance Materials verschobenen Superabsorber, die in Windeln verarbeitet sind, abgeschlossen sein. Dann werde auch entschieden, ob das Geschäft verkauft oder in eine Partnerschaft eingebracht werde. „Wir werden einen guten Hafen finden“, sagte Kullmann. Das Geschäft, das für einen Jahresumsatz im hohen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich steht, bereitet Evonik aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks schon lange keine Freude mehr. Zwar stieg die Auslastung gegen Ende des vergangenen Jahres wieder, doch sei sie weiterhin unterdurchschnittlich.

Das spiegelte sich auch im Ergebniseinbruch der Sparte Performance Materials, deren Umsatz 2020 um ein Viertel nachgab. Das bereinigte Ebitda landete mit 88 Mill. Euro um 65 % unter dem Vorjahreswert. Anders sah es in den Wachstumsfeldern aus. So ging das operative Ergebnis der Division Specialty Additives bei einem Umsatzrückgang um 5 % auf 857 Mill. Euro (– 3 %) zurück. Nutrition & Care baute das operative Ergebnis dank der zurückgekommenen Nachfrage für Futtermittelzusatzstoffe sogar um 21% auf 560 Mill. Euro aus. In der Division Smart Materials, die eine größere Abhängigkeit von der Autoindustrie aufweist, gab das Ebitda um 19 % auf 529 Mill. Euro nach.

Evonik
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz12 19913 108
Bereinigtes Ebitda1 9062 153
Ebit8191 086
Finanzergebnis−135−132
Ergebnis vor Steuern fortgeführtes Geschäft 684 954
Konzernergebnis4652 106
Ergebnis/Aktie (Euro)1,004,52
Ber. Erg./Aktie (Euro)1,371,94
Dividende/Aktie (Euro)1,151,15
Nettoverschuldung2 8862 141
Free Cash-flow780717
Roce* (%)6,18,6
*) Return on Capital EmployedBörsen-Zeitung