Deutsche Konjunktur

Exporte wachsen 15. Monat in Folge

Mit Überraschung haben Ökonomen den erneuten Exportzuwachs der deutschen Unternehmen zur Kenntnis genommen. Der gleichzeitige deutliche Rückgang bei den Importen könnte aber darauf hindeuten, dass dieser Lauf bald zu Ende ist.

Exporte wachsen 15. Monat in Folge

Der lange Aufwärtstrend der deutschen Exporteure nach dem Corona-Einbruch hat sich im Juli trotz erheblicher Behinderungen durch Materialengpässe fortgesetzt. Die Ausfuhren wuchsen um 0,5% zum Vormonat und damit bereits zum 15. Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus in dieser Höhe erwartet. Allerdings hatte es im Juni noch ein kräftigeres Wachstum von 1,3% gegeben. Inzwischen liegen die Exporte um 1,6% höher als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.

„Man reibt sich verwundert die Augen: Der fehlende Nachschub an Vorprodukten lastet nicht in dem Maße auf den Exporten wie zu vermuten wäre“, kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel angesichts des Mangels an Mikrochips und anderen wichtigen Teilen. „Der Ausstoß in der deutschen Industrie ist trotz fehlender Materialien so hoch, dass es zu einem Exportwachstum reicht.“ Wegen der Erholung der Weltwirtschaft bleibt der Ausblick freundlich. „Die Auftragsbücher sind gut gefüllt“, sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. „Wären die Material- und Lieferengpässe nicht so hartnäckig, könnte mancher Auftrag auch rascher abgearbeitet und ausgeliefert werden.“

Ein Warnzeichen ist die Entwicklung der Importe. Diese sanken im Juli überraschend um 3,8% zum Vormonat. „Der Zufluss von Materialien aus dem Ausland stockt“, sagte Gitzel dazu. „Es ist deshalb wohl nur eine Frage der Zeit bis sich der stellenweise nur tröpfchenweise fließende Nachschub an Vorprodukten auch in den Exportzahlen niederschlagen wird.“ Das dürfte besonders die Autobranche zu spüren bekommen.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat seine Exportprognose wegen der von den USA und China angeführten Erholung der Weltwirtschaft kürzlich erhöht. Deutsche Firmen dürften demnach im laufenden Jahr 8% mehr ausführen. In der ersten sieben Monaten des Jahres lag das Plus bei 16,1%, wobei sich die Ausfuhren auf 788,1 Mrd. Euro summierten. Wegen der Corona-Krise waren sie 2020 um mehr als neun Prozent eingebrochen.