EZB

EZB-Gewinn schrumpft deutlich

2019 hatte die EZB einen Rekordgewinn verzeichnet. Daran konnte sie im abgelaufenen Corona-Jahr nicht anknüpfen. Der Überschuss verharrt aber trotz eines deutlichen Rückgangs auf vergleichsweise hohem Niveau.

EZB-Gewinn schrumpft deutlich

ms Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wegen geringerer Zinseinnahmen im Jahr 2020 deutlich weniger Gewinn eingefahren als noch 2019. Der Überschuss ging von knapp 2,4 Mrd. Euro auf gut 1,6 Mrd. Euro zurück, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Damit fließt deutlich weniger Geld an die Bundesbank und damit am Ende in den deutschen Staatshaushalt. 2019 hatte die EZB aber auch einen Rekordgewinn verzeichnet, und der 2020er Überschuss ist dahinter immerhin noch der zweithöchste seit 2009. Dabei profitierte die EZB auch von den Zinseinnahmen auf ihre Anleihekäufe.

Eine Frage der Reputation

Anders als private Banken oder Unternehmen sind Zentralbanken zwar nicht gewinnorientiert, und im Zweifelsfall können sie sogar mit negativem Eigenkapital operieren. Trotzdem wird auch der Jahresabschluss der EZB immer mit großem Interesse verfolgt, weil ein Gewinn komplett auf die 19 Euro-Notenbanken aufgeteilt wird, die das Geld wiederum zumeist vollständig an die Staatshaushalte ausschütten. Auf die Bundesbank entfallen dabei rund 26%. Zudem geht es indirekt auch immer um die Reputation einer Zentralbank, weswegen viele Währungshüter auch die Debatte über Handeln mit negativem Eigenkapital durchaus kritisch sehen.

Der Gewinn der EZB im abgelaufenen Jahr ging nun vor allem deshalb zurück, weil die Nettozinserträge aus Währungsreserven wegen geringerer Einnahmen aus dem Dollar-Portfolio um 578 Mill. Euro auf 474 Mill. Euro schrumpften. Die Nettozinserträge aus zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapieren sanken zwar auch auf 1337 Mill. Euro (2019: 1447 Mill. Euro). Dies war aber vor allem auf rückläufige Zinserträge aus dem frühen Staatsanleihekaufprogramm SMP (Securities Markets Programme) zurückzuführen. Dort kam es zu Tilgungen.

Insgesamt verharren die Zinserträge aus geldpolitischen Operationen aber auf hohem Niveau. Dabei profitiert die EZB und am Ende jede nationale Zentralbank und jeder Euro-Staat von den breiten Anleihekäufen, insbesondere von Staatsanleihen, die die EZB im Kampf gegen die Mini-Inflation aufgelegt hatten. Diese Käufe werden insbesondere in Deutschland sehr kritisch gesehen.

Nach einem Beschluss des EZB-Rats wurde zudem der Rückstellung der EZB für finanzielle Risiken ein Betrag von 48 Mio. Euro zugeführt. Auch das führte zu einer Verringerung des Jahresüberschusses. In der Vergangenheit hatten die nationalen Notenbanken unterschiedlich stark Rückstellungen für die Risiken speziell aus den Anleihekäufen gebildet, was teilweise für hitzige Diskussionen gesorgt hatte. Insbesondere die Bundesbank hatte eine Zeit lang eine extrem vorsichtige Position eingenommen. 2019 hatte sie ihre Rücklage dann erstmals seit Jahren wieder ein wenig reduziert.

Ein Großteil des EZB-Gewinns aus dem Jahr 2020, knapp 1,3 Mrd. Euro, wurde bereits am 29. Januar an die nationalen Notenbanken transferiert. Die restlichen 383 Mill. Euro sollen an diesem Freitag fließen. Die Bundesbank ihrerseits will am 3. März ihren Jahresabschluss 2020 veröffentlichen. 2019 hatte sie mit 5,8 Mrd. Euro den höchsten Überschuss seit dem Jahr 2008 erzielt.