Finanzmarktkalender18. September

Aumovio kommt an die Börse

Als abgespaltener Automotive-Bereich von Continental will Aumovio seine Kräfte künftig besser freisetzen. Das Konjunktur- und Branchenumfeld ist derzeit jedoch alles andere als günstig.

Aumovio kommt an die Börse

18. September

Aumovio kommt an die Börse

Als abgespaltener Automotive-Bereich von Continental will das Unternehmen Aumovio mit einem Jahresumsatz von knapp 20 Mrd. Euro und zuletzt weltweit rund 86.000 Beschäftigten Kräfte besser freisetzen. Das Konjunktur- und Branchenumfeld ist zum Börsendebüt jedoch alles andere als positiv.

Von Carsten Steevens, Hamburg

Am 16. September 2021 startete die Vitesco Technologies genannte ehemalige Antriebssparte von Continental im Handel an der Frankfurter Börse. Die Börsengeschichte war nur eine kurze: Das in Regensburg ansässige Unternehmen ging im Herbst vergangenen Jahres im fränkischen Industrie- und Autozulieferer Schaeffler auf, verbunden mit einem Delisting. Fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem Börsendebüt von Vitesco steht nun am Donnerstag kommender Woche der gesamte Unternehmensbereich Automotive von Continental, zu dem das Powertrain-Geschäft einst gehörte, vor der Abspaltung und Börseneinführung.

Continental fokussiert sich

Aumovio – der neue Name wurde im April während der Branchenmesse Auto Shanghai mit Blick auf Ambitionen im chinesischen Markt enthüllt – soll sich als eigenständiges Unternehmen künftig besser entfalten können als der integrierte Automotive-Bereich unter dem Dach von Continental. Für den Dax-Konzern in Hannover ist die Abspaltung von Aumovio, mit der gemessen am Umsatz eine Halbierung des Unternehmens einhergeht, indes nur ein Schritt hin zur künftigen Aufstellung. Im kommenden Jahr soll noch der Kunststofftechnik-Bereich Contitech verkauft werden. Erstmals in der mehr als 150-jährigen Unternehmensgeschichte will sich Continental danach nur auf das Reifengeschäft ausrichten, den margenstärksten der bisherigen Unternehmensbereiche.

Günstig ist der Zeitpunkt der Börseneinführung von Aumovio nicht, schon allein wegen der Wachstumsflaute in der Autoindustrie. Neue Investoren muss das Unternehmen zum Debüt allerdings nicht gewinnen: Die Continental-Aktionäre, unter ihnen die mit 46% beteiligte Schaeffler-Familie, bekommen für je zwei Conti-Aktien einen Aumovio-Anteilsschein ins Depot gebucht. Zugleich sorgen Barmittel von 1,5 Mrd. Euro, ergänzt durch eine Kreditfazilität von 2,5 Mrd. Euro, für Stabilität. Ohne Finanzsschulden steht kein anderer Autozulieferer in der Wettbewerbsgruppe von Aumovio da.

Einsparungen durch Stellenabbau

Der Automotive-Bereich sieht sich für die Herausforderungen im Markt gerüstet. Philipp von Hirschheydt, im Continental-Vorstand für den größten Konzernbereich zuständig und künftig Vorstandschef von Aumovio, verwies bei einem Kapitalmarkttag im Juni auf eine „klare Strategie für Wertsteigerung", eine “ausgezeichnete Kundenbasis" sowie auf eine bereits erheblich verbesserte Profitabilität. Über Preisverhandlungen mit Kunden sowie Einsparungen hatte Continental den jahrelang schwächelnden Bereich wieder in die schwarzen Zahlen gehievt. Der allein seit 2023 avisierte Personalabbau im Autozuliefergeschäft summiert sich auf über 10.000 Stellen.

Laut Ankündigung beim Kapitalmarkttag soll die bereinigte Umsatzrendite von 2,5% im vorigen Jahr mittelfristig bei 4 bis 6% und langfristig bei 6 bis 8% landen. Die Umsatzerlöse erwartet Aumovio auf lange Sicht über 24 Mrd. Euro – nach 19,6 Mrd. Euro im Jahr 2024. Als Dividende will das Unternehmen künftig 10 bis 30% des den Anteilseignern zurechenbaren Nettoergebnisses ausschütten.