Nachhaltigkeit bei der R+V steuern

„Jeder Regulator startet mit gutem Ansatz“

Der Betriebswirt stieg schnell vom Büroleiter zum Leiter Nachhaltigkeit auf. Philipp Bäcker hat bei R+V die Fäden in Sachen ESG in der Hand.

„Jeder Regulator startet mit gutem Ansatz“

„Jeder Regulator startet mit gutem Ansatz“

wbr Frankfurt

Vom Büroleiter des Chefs zum Chef der Nachhaltigkeit. So könnte man pointiert die schnelle Karriere von Philipp Bäcker beschreiben. Der 36-Jährige leitet seit drei Jahren den Bereich ESG beim Wiesbadener Versicherer R+V, einer Tochter der DZ Bank und damit ein Teil der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Schon sein Alter zeigt, dass es beruflich für Bäcker schnell vorwärtsging. Von Nachhaltigkeit und ESG war in seiner Ausbildung und den ersten beruflichen Stationen jedoch wenig zu sehen.

Bäcker studierte an der Universität München von 2007 bis 2010 Betriebswirtschaftslehre und heuerte danach bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC an. Dort war er für sechs Jahre im Bereich Financial Services Risk & Regulation Insurance tätig. Aus seiner Sicht eine gute Schule, um später in einem Unternehmen alle Fäden in Sachen Nachhaltigkeit in der Hand zu haben.

Schon bei PwC beschäftigte sich Bäcker intensiv mit Regulierung. „Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit Versicherungsregulierung. Die Nachhaltigkeitsregulierung ist dabei um ein Vielfaches komplexer als Solvency II – und ich dachte, das wäre auch schon wahnsinnig komplex.“

Assistent des CEO

2018 wechselte er nach Wiesbaden zur R+ V. Schon nach kurzer Zeit ging es um die Frage, wie die Versicherung mit Nachhaltigkeitsfragen umgehen soll. Als Assistent des Vorstandsvorsitzenden Norbert Rollinger sei er in diese Rolle gekommen. „In Anbetracht der Dynamik des Themas haben wir entschieden, uns als R+ V neu aufzustellen und ein Nachhaltigkeits-Team zu etablieren.“ Der Betriebswirt und Berater Bäcker hatte sich im Rahmen der Konzernentwicklung schon länger mit strategischen Fragen auseinandergesetzt – und da passe Nachhaltigkeit perfekt hinein. „Meine Erfahrung im Bereich Regulierung bei PwC machte eine gute Kombination aus.“

Geschäftsgrundlage im Blick

Versicherungskonzerne sind von Klimawandel, Nachhaltigkeit und ESG in unterschiedlicher Weise betroffen. Einerseits müssen sie sich als Unternehmen neu aufstellen, andererseits geht es darum, neuartige Risiken und Klimarisiken zu verstehen, zu identifizieren und dafür Preise zu bilden. Das sei das Kerngeschäft einer Versicherung, so Bäcker. „Die Frage ist aber, wie lange man diese Risiken noch versichern kann. Wenn Klimarisiken und die Schäden unkalkulierbar werden, kann das einem Versicherer die Geschäftsgrundlage entziehen.“ Das bedeute, dass man als Versicherer stärker in der Prävention aktiv werde und Kunden berate. So beschreibt Bäcker seine Aufgaben als Leiter Nachhaltigkeit des Unternehmens.

Wie schon bei PwC ist Regulierung, ein großes Thema. „Wenn die Regulierung da ist, dann müssen wir sie umsetzen. So einfach ist das. Und ich glaube auch, dass jeder Regulator mit einem guten Ansatz startet.“ Allerdings wünscht sich der ESG-Chef der Versicherung bei der Regulierung ein langsameres Tempo, so dass man die Projekte als Unternehmen auch verarbeiten könne.

Philipp Bäcker ist bei der R+V Versicherung für den Bereich Nachhaltigkeit verantwortlich

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