FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Die Deutsche Bank schreibt rot

Analysten rechnen mit einem Nettoverlust von rund 600 Mill. Euro im dritten Quartal

Die Deutsche Bank schreibt rot

Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Deutsche Bank wird es am Donnerstag kommender Woche schwer haben, die Investoren nachhaltig zu begeistern: Solange das Haus den Rechtsstreit wegen der Vermarktung von US-Hypothekenpapieren und die Vorwürfe der Geldwäsche in Russland nicht beigelegt hat, werden Anleger den Zahlen kaum große Relevanz beimessen. Denn das Geschick der Bank in den sich nach wie vor hinziehenden Vergleichsverhandlungen bietet nun einmal einen weitaus längeren Hebel, das Ergebnis zu beeinflussen, als das gewöhnliche operative Quartalsergebnis, mit dem das Institut schon seit einiger Zeit nur mehr bei negativem Vorzeichen über die Milliardenschwelle kommt. Im Fall der US-Hypothekenpapiere steht eine Forderung des US-Justizministeriums von 14 Mrd. Dollar im Raum. Für Rechtsstreite hat die Bank 5,5 Mrd. Euro reserviert.Dennoch ist Musik drin, wenn Finanzvorstand Marcus Schenck am Donnerstag die Ergebnisse in einer Telefonkonferenz Investoren und Analysten präsentiert. Denn wie die jeweils jüngsten Gerüchte und Spekulationen um die Bank haben sie allemal das Zeug, den Kurs nach einer Achterbahnfahrt in den vergangenen Wochen zumindest kurzfristig erneut ausschlagen zu lassen.Analysten rechnen im Konsens unterm Strich mit roten Zahlen. Netto dürfte demnach ein Verlust von 610 Mill. Euro zu Buche stehen nach einem Mini-Gewinn von 20 Mill. Euro im zweiten sowie einem Fehlbetrag von rund 6 Mrd. Euro im dritten Quartal des Vorjahreszeitraums. Dabei unterstellen die Auguren Rechtskosten von rund 800 Mill. Euro. Die Nettoerträge haben sich dabei laut Konsens binnen Jahresfrist um gut 200 Mill. Euro auf 7,1 Mrd. Euro reduziert.Ende September, als sich die Aktien der Bank im freien Fall befanden und Spekulationen über staatliche Hilfen für das Institut kursierten, hatte ein Sprecher der Bank im Sender CNBC noch Zuversicht verbreitet mit den Worten: “Das dritte Quartal ist fast zu Ende, und ich kann Ihnen heute sagen: Es geht uns gut, und wir fühlen uns sehr wohl.”In den Wochen zuvor war unter Analysten die Zuversicht mit Blick aufs Gesamtjahr geschwunden. Hatten sie Ende Juli mit einem Verlust von 867 Mill. Euro gerechnet, so sind es gemäß dem zur Wochenmitte veröffentlichten Consensus Report der Bank im Schnitt 1,4 Mrd. Euro. Die dem Bericht zugrunde liegenden Schätzungen sind im Schnitt 24 Tage alt. Ein Nettoverlust im dritten Quartal würde die Kernkapitalquote der Bank belasten. Im Zuge steigender aufsichtsrechtlicher Anforderungen muss das Institut die Quote bis 2019 indes deutlich erhöhen. Zu diesem Zweck hat es den Verkauf seiner Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia sowie des britischen Versicherers Abbey Life vereinbart. Die Trennung von Abbey Life wird die Kernkapitalquote, volle Umsetzung von Basel III unterstellt, um 10 Basispunkte erhöhen, wie es Ende September hieß. Vom Hua-Xia-Anteil erhofft man sich nochmals 50 bis 60 Basispunkte.