FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Fed wägt Risiken des Handelskonflikts

US-Notenbank signalisiert Bereitschaft zu erster Zinssenkung seit 2008 - Entscheidung Ende Juli erwartet

Fed wägt Risiken des Handelskonflikts

Von Stefan Paravicini, New YorkWenn der Offenmarktausschuss der US-Notenbank am kommenden Dienstag und Mittwoch zum vierten Mal in diesem Jahr zusammenfindet, um über die US-Geldpolitik zu beraten, ist es mehr als zehn Jahre her, seit die Fed zum letzten Mal die Zinsen gesenkt hat. Im Dezember 2008, mitten drin in der Finanz- und Wirtschaftskrise, zurrte der damalige Chairman der Federal Reserve, Alan Greenspan, den US-Leitzins zum ersten Mal überhaupt unterhalb von 1 % fest. Es war in dem Jahr bereits die zehnte Zinssenkung der US-Notenbank. Auf diesem Niveau verharrte die Fed Funds Rate dann sieben Jahre lang, während sich die Weltwirtschaft langsam von den Folgen der Krise erholte. Im Dezember 2015 leitete Janet Yellen vorsichtig die Wende ein. Bis Dezember des vergangenen Jahres folgten weitere acht Zinserhöhungen, so dass der Zielkorridor der Fed mittlerweile bei 2,25 bis 2,50 % angekommen ist. Aufschwung verliert TempoIm laufenden Jahr hat die US-Notenbank die Leitzinsen bislang nicht angetastet. Von weiteren Erhöhungen in der näheren Zukunft ist spätestens seit dem Frühjahr keine Rede mehr, da sich zuletzt nicht nur das Wirtschaftswachstum abgekühlt hat, sondern auch die Inflation rückläufig war, obwohl die Arbeitslosigkeit auf das niedrigste Niveau seit Jahrzehnten gesunken ist. In den vergangenen Wochen haben die Währungshüter signalisiert, dass sie auch einer Zinssenkung offen gegenüberstehen, sollte die Inflation weiter unter den Erwartungen bleiben. Vorige Woche kündigte Notenbankchef Jerome Powell an, dass die Fed “angemessen” reagieren werde, wenn die schwelenden Handelskonflikte zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern wie China, Mexiko und der Europäischen Union den Aufschwung gefährden sollten. Das werteten die meisten Marktbeobachter als weiteres Signal für eine Zinssenkung, die von US-Präsident Donald Trump seit Monaten gefordert wird. Hinzu kamen vor dem vergangenen Wochenende überraschend schwache Zahlen vom US-Arbeitsmarkt und in dieser Woche wie zur Bestätigung unerwartet hohe Erstanträge auf Arbeitslosengeld sowie erneut schwache Inflationsdaten.Die erste Zinssenkung seit 2008 dürfte trotzdem noch etwas auf sich warten lassen. Gegen eine Entscheidung in der kommenden Woche spricht unter anderem, dass die Fed schon Ende Juni klarer sehen wird, in welche Richtung es mit dem Handelsstreit zwischen den USA und China geht. Beim Gipfel der G20 in Osaka soll es zum Monatsende zu einem Treffen zwischen US-Präsident Trump und seinem Gegenüber Xi Jinping kommen. Bis dahin kann die Fed abwarten, da die meisten US-Wirtschaftsindikatoren immer noch robust aussehen.Das nächste Treffen des Offenmarktausschusses findet am 30. und 31. Juli statt. An den Futures-Märkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung zu diesem Termin auf 86 % veranschlagt, während sie für nächste Woche bei 22,5 % liegt.