FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Flurbereinigung bei Deutscher Bank

Im dritten Akt werden Details zur Umsetzung der Strategie 2020 offenbart - Kostenersparnis im Fokus

Flurbereinigung bei Deutscher Bank

Von Björn Godenrath, FrankfurtBei der Deutschen Bank werden die großen Nachrichten dieser Tage scheibchenweise serviert. Nach milliardenschwerer Gewinnwarnung für das dritte Quartal aufgrund bilanzieller Auskehrung von Altlasten sowie dem grundlegend veränderten Zuschnitt von Sparten und personellem Tableau nebst Abknipsen alter Seilschaften der Ära Jain verkünden Konzernchef John Cryan und CFO Marcus Schenck am kommenden Donnerstag in einem Konferenz-Marathon die ausstehenden Details zur Strategie 2020. Um 14 Uhr Frankfurter Zeit geht es los, wenn das Duo sich in London Investoren und Analysten stellt. Gegen 16:30 Uhr haben dann die Journalisten erstmalig Gelegenheit, sich mit Fragen direkt an Cryan zu wenden.Der Brite hat sich als Architekt der “neuen” Deutschen Bank bislang noch nicht auf das persönliche Nahgefecht mit der deutschen Öffentlichkeit eingelassen und wird auch an diesem Tag, der für viele Mitarbeiter der Blauen, die ihn bislang vor allem als Briefeschreiber aus dem Intranet kennen, eine Zäsur darstellen wird, nur per Fernsprecher zugeschaltet. Wobei die zu erwartenden Härten keineswegs nur das deutsche Retail Banking betreffen werden, sondern mit Umbau des Investment Banking auch in London Spuren hinterlassen dürften. Am US-Geschäft dürfte Cryan nicht rütteln, ist das Herzstück des Investment Banking mit der Verbindung zu Corporate Finance doch unter der Leitung von Jeff Urwin in New York angesiedelt. Angesichts des Asset-Abbaus im Handelsgeschäft (Global Markets) müssen insbesondere Londoner Anleihehändler um ihre Jobs fürchten.Konzernweit sollen bis zu 10 000 der 98 000 Stellen auf der Kippe stehen. Dabei ist noch offen, ob Cryan sich schon auf eine konkrete Zahl festlegen wird. Karl von Rohr ist frisch als neuer Arbeitsdirektor inthronisiert worden, es braucht seine Zeit für Vereinbarungen mit den Arbeitnehmervertretern. Vermutet wird, dass viele Stellen im Backoffice der IT redundant werden können, wenn die von Cryan verlangte Modernisierung der Plattform vorgenommen wird. Aus diesen Effizienzgewinnen soll ja ein Teil der Kosteneinsparungen erzielt werden.An dem Punkt werden die Investoren nachhaken, wollen sie doch nachvollziehen können, wie aus Bruttowerten Nettokostenersparnisse werden. Nachdem Cryan die “inakzeptabel hohen Kosten” geißelte, steht er in der Pflicht, die Bank auf einen Pfad der Umsetzung zu bringen, der keine Abweichungen duldet. Allerdings kann auch er sich nicht der Gesetzmäßigkeit entziehen, dass bei der Flurbereinigung zunächst Costs-to-Achieve als Sonderaufwand anfallen. Hinzu kommt, dass Budgets für die Modernisierung bereitstehen müssen. Für die Gegenfinanzierung sollten unter anderem Mittel aus dem Verkauf der Postbank-Mehrheit zufließen.Beim Thema Kapitalallokation hat Cryan mit der angekündigten Dividendenkürzung schon mal ein Zeichen gesetzt, wo die Prioritäten liegen. Gerüchteweise steht zudem den Bonusempfängern eine Kürzung um ein Drittel ins Haus.Auf der Habenseite kann Cryan jedenfalls verbuchen, dass er mit der schnellen Veröffentlichung von Goodwill-Abschreibungen und Radikalumbau der Credit Suisse ein Schnippchen geschlagen hat. Jetzt sieht es so aus, als hätten die Schweizer bei den Deutschen abgekupfert. Im Gegensatz zu Tidjane Thiam, der wenig von “manipulierbaren” Kennziffern hält, dürfte John Cryan nicht umhinkommen, einen Zielkorridor für die Eigenkapitalrendite zu formulieren. Die Kosten der Credit Suisse sollen bis 2018 netto um rund 2 Mrd. Euro sinken – das sollte ein Ansporn sein für die Deutsche Bank.