FINANZMARKTKALENDER – NÄCHSTE WOCHE

Gnädiger Konjunkturgott

Siemens profitiert von Rückenwind in wichtigen Märkten - Kraftwerke schwach

Gnädiger Konjunkturgott

Von Michael Flämig, MünchenDer Konjunkturgott meint es gut mit Siemens: In einem Geschäftsjahr, in dem der Konzern einen Umbau wie noch nie in seiner Geschichte stemmt und milliardenschwere Aktivitäten an die Börse führt, läuft das operative Geschäft zumindest abseits struktureller Problemfelder wie am Schnürchen. Dies wird auch die Präsentation der Zahlen des zweiten Quartals (31. März) am Mittwoch zeigen. Finanzvorstand Ralf Thomas und Energie-Vorstand Lisa Davis stellen die Ergebnisse den Journalisten vor.In fast allen Weltregionen boomen die Märkte für Industriegüter. Ein derartiger konjunktureller Gleichlauf ist eine Rarität. “Der Schwung im industriellen Raum setzt sich offensichtlich fort”, stellte denn auch Thomas bereits Ende März auf einer Investorenkonferenz der Bank of America Merrill Lynch fest. Für die Münchner ist aber besonders relevant, dass ein Absatzgebiet exzeptionelle Dynamik entwickelt: China. Das Umsatzplus in dem Land betrug bereits im ersten Quartal sensationelle 21 %. Derartige Erfolge wirken wie Doping auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Denn die kurzzyklischen Produkte, die in Fernost vorrangig verkauft werden, haben hohe Margen. Die Sparte Digitale Fabrik, die für Siemens die Industrieautomatisierung samt Softwaregeschäft anbietet, bleibt auch unter Dampf -ebenfalls ein Geschäft mit hohen Margen.Allerdings wird sich dies nicht 1:1 in der Marge niederschlagen. Es hat seinen Grund, dass rund 20 zu Siemens befragte Analysten im Schnitt nur eine operative Ergebnismarge von 10,1 % erwarten. Die konventionelle Kraftwerkstechnik leidet unter den fehlenden Absatzmöglichkeiten für große Gasturbinen. Das dafür verantwortliche Vorstandsmitglied Davis kämpft einerseits weltweit teils auch persönlich um die raren Ausschreibungen für neue Orders. Andererseits aber muss sie Arbeitsplätze abbauen, um die Kapazitäten der Nachfrage anzupassen. Zusätzlich dürfte die Sparte durch Kosten für fehlgeschlagene Projekte belastet sein. Thomas hatte die Aktionäre schon vor gut einem Monat auf Sonderbelastungen vorbereitet. Traditionell auf Wiedervorlage liegt die Siemens-Prognose zur Hälfte des Geschäftsjahres. Die industrielle Ergebnismarge soll ohne den Aufwand für Personalstrukturierung 11 % bis 12 % betragen. Im ersten Quartal waren ohne Personalrestrukturierung 11,3 % erreicht worden. Das unverwässerte Ergebnis pro Aktie soll, ebenfalls ohne Kosten für den Arbeitsplatzabbau, bei 7,20 Euro bis 7,70 Euro landen. Zwar sind auch Belastungen beispielsweise aus dem Healthineers-Börsengang ausgenommen. Jedoch dürfte die Finanzabteilung nun einen genauen Einblick haben, inwieweit dieser Effekt gemeinsam mit weiteren Sonderthemen den Nettogewinn beeinflusst. Die Vorlage des neuen Konzepts für die Führung von Siemens, das mit Sonderkosten verbunden sein dürfte, wird nicht mehr vor dem Sommer erwartet. Für Analysten ist es aber schon seit einem guten Jahr ein wiederkehrendes Thema, inwieweit die Ausgaben für zentrale Funktionen gesenkt werden können.