Henkel muss aufholen
Von Antje Kullrich, DüsseldorfDie Konkurrenz hat vorgelegt. Vor wenigen Tagen präsentierte sich Beiersdorf in sehr ordentlicher Verfassung. Der Nivea-Produzent hob nach der ersten Hälfte des Geschäftsjahres das Wachstumsziel an. Auch der französische Kosmetikriese L’Oréal kann in diesem Sommer beeindrucken – mit seiner Kursperformance. Die L’Oréal-Aktie knickte Ende Juli nach den Halbjahreszahlen angesichts starker negativer Währungseffekte zwar kurzzeitig ein, hat aber die Verluste längst wieder wettgemacht und notiert derzeit auf einem Allzeithoch. Vor allem das Luxus-Segment und die Geschäfte in Asien laufen wie geschmiert.Dem Henkel-Konzern, der am Donnerstag die Zahlen für das zweite Quartal vorlegt, dürfte es schwerfallen, gerade im Kosmetikgeschäft den Wettbewerbern Paroli zu bieten. Denn die kleinste der drei Henkel-Sparten wächst derzeit auch am langsamsten. Henkel ist im attraktiven Luxussegment nicht vertreten, das Massengeschäft mit Shampoos und Duschgels ist jedoch hart umkämpft. Henkel setzt auf das Geschäft mit Friseuren, das nach Angaben des Unternehmens gut läuft. Es macht allerdings nur ein Viertel des Umsatzes der Sparte aus. Die Probleme am Markt, aber auch die Logistikschwierigkeiten in den USA führten dazu, dass die Kosmetiksparte im ersten Quartal organisch einen Erlösrückgang von gut 4 % meldete. Die bereinigte Ebit-Marge allerdings konnte Henkel in der Sparte stabil halten. Kräftige WährungsbelastungHalt gibt dagegen die größte Sparte im Henkel-Universum. Bei Klebstoffen ist der Traditionskonzern Weltmarktführer und konnte zum Jahresstart ein organisches Umsatzplus von fast 5 % verbuchen. Nominal ging es jedoch auch bei Pritt, Loctite & Co. bergab. Denn Henkel leidet stark unter negativen Wechselkurseffekten, im ersten Quartal drückten sie den Umsatz um satte 440 Mill. Euro oder 8,6 Prozentpunkte. Bereits im Mai hatte Finanzvorstand Carsten Knobel auf weitere Belastungen aus der Währungsthematik vorbereitet, allerdings im zweiten Halbjahr mit abnehmender Tendenz.Die hausgemachten Logistikprobleme in den USA will Henkel mittlerweile in den Griff bekommen haben. “Die Lieferschwierigkeiten in den USA liegen hinter uns”, sagte Konzernchef Hans van Bylen im Juli der “Rheinischen Post”. Henkel habe “schnell reagiert und die richtigen Maßnahmen ergriffen”.Den verpatzten Jahresstart will der Konsumgüter- und Klebstoffkonzern schnell wieder wettmachen. Immerhin hatte der Vorstand bereits im März in der Ad-hoc-Meldung zu den US-Problemen die Finanzziele für das Gesamtjahr nicht in Frage gestellt, sondern bestätigt.An der Börse ist seit dem Kurssturz vom März wieder etwas Vertrauen zurückgekehrt. Die Henkel-Vorzugsaktie hat sich seitdem erholt. Der Kurs liegt aktuell auf dem Niveau vom Jahresbeginn. Analysten zurückhaltendDie Analysten finden die Titel des familiendominierten Konzerns derzeit nur mäßig attraktiv. Mehr als die Hälfte der professionellen Beobachter rät aktuell zum “Halten” (39%) oder gar “Verkaufen” (16 %). Morgan Stanley kappte Ende Juli das Kursziel deutlich und nahm die Empfehlung von “Equal-Weight” auf “Underweight” zurück. Die Aktien erschienen zwar günstig bewertet, doch lasse das Wachstum im Konsumentengeschäft nach und die Profitabilität nähere sich dem Höhepunkt, begründete das Haus.