FINANZMARKTKALENDER - NÄCHSTE WOCHE

Italiens Banken auf dem Prüfstand

Kommende Woche ist die Stunde der Wahrheit: Fast alle italienischen Institute veröffentlichen Jahreszahlen

Italiens Banken auf dem Prüfstand

bl Mailand – Die kommende Woche steht in Italiens Wirtschaftswelt ganz im Zeichen der teils schwer angeschlagenen Banken, die am Mittwoch und Donnerstag fast geschlossen ihre Jahreszahlen veröffentlichen. Analysten erwarten, dass der hohe Zinsabstand zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen und die damit verbundenen höheren Fundingkosten, aber auch die schwächere Konjunktur deutliche Spuren in den Bilanzen hinterlassen haben, so dass die Gewinne meist rückläufig sein werden. Die Institute verbuchten überdies seit Amtsantritt der Regierung im Mai massive Kursrückgänge von mehr als 30 %.Allerdings dürfte das Bild gemischt ausfallen. Die Genueser Carige, die ihre Zahlen noch nicht veröffentlicht, muss inzwischen Staatsgarantien in Anspruch nehmen und wird womöglich gar verstaatlicht. Auch bei der seit knapp zwei Jahren mehrheitlich staatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS), die kürzlich erstmals seit mehr als einem Jahr wieder einen Bond begeben konnte und am Mittwoch ihre Zahlen präsentiert, sind weitere Staatshilfen nicht ausgeschlossen. Bei beiden Instituten dürften die Kapitalquoten deutlich gesunken und auch die Kreditvergabe reduziert worden sein. Carige und MPS werden vermutlich bald übernommen, wobei die schlechten Risiken an eine staatliche Bad Bank übertragen werden könnten.Auch Banken wie Banca Popolare dell’Emilia Romagna (Bper), Banco BPM und Ubi Banca, die wie die beiden Krisenbanken auf hohen Beständen fauler Kredite (Non Performing Loans, NPL) sitzen, dürften schlechtere Zahlen vermelden. Die BPM hat beim Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) schlecht abgeschnitten. Bei allen Instituten steht neben Kostensenkungen der Verkauf der NPL im Mittelpunkt der Strategie. Die Forderung der EZB, die Kredite müssten schneller abgeschrieben werden, belastet vor allem die aktuellen und künftigen Zahlen. Denn das könnte zu einer Einschränkung der Kreditvergabe führen. Sowohl die Intesa Sanpaolo (Dienstag) als auch Unicredit (Donnerstag) könnten schon bei der Vorlage ihrer Jahreszahlen weitere Verkäufe von faulen Krediten ankündigen. Für die recht stabile Unicredit erwarten Analysten Gewinnrückgänge und womöglich auch eine Kürzung der Dividende. Intesa-Chef Carlo Messina dagegen hat anklingen lassen, dass seine Bank wohl die gesetzten Ziele erreicht hat. Er strebt wieder eine Ausschüttungsquote von 85 % an und bezeichnet den Verkauf von NPL als Priorität.Darüber hinaus könnten sich in Kürze weitere Veränderungen in der italienischen Bankenlandschaft abzeichnen. Nachdem die Bildung einer dritten großen Bankengruppe aus Bper, Ubi Banca und BPM, womöglich mit der MPS, vom Tisch ist, geht es darum, wo die Kriseninstitute Carige und MPS, die das Potenzial haben, den gesamten Bankensektor anzustecken, landen werden. Zumindest eines der Institute könnte von Unicredit übernommen werden. Dabei dürften allerdings die schlechten Risiken an die staatliche Bad Bank verlagert werden und die HVB-Mutter wohl auch eine staatliche Mitgift in Milliardenhöhe erhalten.