Finanzmarktkalender20. Dezember

Metallbetrug überschattet Aurubis-Bilanz

Aurubis informiert zwei Wochen später als ursprünglich geplant über das Geschäftsjahr 2022/2023. Ein Betrugsfall hatte im Sommer zu einer Gewinnwarnung geführt. Es handelte sich mutmaßlich um organisierte Kriminalität.

Metallbetrug überschattet Aurubis-Bilanz

20. Dezember

Metallbetrug belastet Aurubis

Der Hamburger Kupferproduzent und Recyclingspezialist Aurubis informiert am 20. Dezember über die Entwicklung im Geschäftsjahr 2022/23 – zwei Wochen später als ursprünglich geplant. Ein schwerer Metallbetrugsfall, der im Sommer zu einer Gewinnwarnung führte, überschattet die Bilanz.

Von Carsten Steevens, Hamburg

Am kommenden Mittwoch legt der Multimetallanbieter Aurubis seine Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2022/23 vor. Vorläufige Eckzahlen sind bereits bekannt. Nach dem im Vorjahr verbuchten Rekordgewinn von 532 Mill. Euro fiel das bereinigte Ergebnis vor Steuern auf 349 Mill. Euro zurück, wie das Hamburger MDax-Unternehmen am 22. November bekannt gab. Die Nachricht, dass das Ergebnis am oberen Ende der zuletzt veröffentlichten Prognosespanne von 310 bis 350 Mill. Euro landete, hat den Rutsch der Aurubis-Aktie seit dem Zwischenhoch von Mitte November nicht stoppen können. Gemessen an den Höchstständen im Februar hat das Papier rund ein Viertel eingebüßt.

Prognose revidiert

Wesentlicher Grund für den Ergebnisrückgang im Berichtsjahr sind finanzielle Effekte im Zusammenhang mit Diebstahls- und Betrugsfällen, die Aurubis Ende August veranlassten, den Ergebnisausblick für das Geschäftsjahr von 450 bis 550 Mill. Euro aufzugeben. Auch der mit knapp 30% an Europas größtem Kupferproduzenten beteiligte Stahlkonzern Salzgitter musste seine Prognose revidieren. Eine Sonderinventur bei Aurubis ergab einen Fehlbestand an Edelmetallen, der das Ergebnis mit 185 Mill. Euro belaste, hieß es im September. Damals stellte das Unternehmen in Aussicht, Ansprüche aus Versicherungsleistungen von rund 30 Mill. Euro "und zusätzlich arrestiertem Vermögen" geltend machen zu können, womit der negative Ergebniseffekt teilweise kompensiert werden könne.

Der Diebstahl wertvoller Edelmetalle, der sich zwischen Februar 2020 und 2021 ereignet haben soll und seit dieser Woche in einem Prozess am Landgericht Hamburg behandelt wird, sowie der noch viel größere Metallbetrugsfall, der in diesem Jahr im Zuge der Inventur aufflog, haben das Unternehmen in einen Ausnahmezustand versetzt. In die Aufklärung schaltete sich auch das Hamburger Landeskriminalamt ein. Die Rede ist von mutmaßlich organisierter Kriminalität unter Mitwirkung einzelner Beschäftigter des Konzerns. Aurubis mandatierte eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und eine Anwaltskanzlei, um Schwachstellen im Unternehmen und mögliche Versäumnisse im Management zu untersuchen.

Analysten überwiegend positiv gestimmt

Weil die Aufarbeitung der kriminellen Handlungen im Rahmen der Erstellung und der Prüfung des Geschäftsjahresabschlusses mehr Zeit beanspruche, verschob Aurubis die Veröffentlichung der Bilanz um zwei Wochen auf den 20. Dezember. Am Dienstag dieser Woche wurde bekannt, dass der Konzern rund 300 Mill. Euro in eine neue Anlage zur Verarbeitung von Edelmetallen investieren will, die im Verbund mit bestehenden Anlagen einen neuen Hochsicherheitsbereich für die Edelmetallverarbeitung am Standort Hamburg bilden soll. Analysten sind indes weiterhin überwiegend positiv gestimmt für Aurubis. Die fundamentalen Unternehmensaussichten seien weiterhin gut, so die DZ Bank, die ihre Kaufempfehlung für die Aurubis-Aktie nach der Prognosekorrektur bestätigte.

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