Vor der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 am 30. April sind die Fronten verhärtet. Auf der einen Seite steht Media for Europe (MFE), der größte Aktionär des Fernseh- und Internetkonzerns. Auf der anderen Seite wehren sich der Vorstand und der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele gegen den Vorschlag von MFE für eine Aufspaltung von ProSiebenSat.1. Über den Antrag von MFE, der Vorstand solle einen solchen Schritt prüfen und später der Hauptversammlung zur Abstimmung vorlegen, entscheiden die Aktionäre am Dienstag.

Für eine Abspaltung müssten mindestens drei Viertel des Grundkapitals votieren. MFE kommt auf einen Stimmrechtsanteil von knapp 30%. Zuletzt waren 58% auf dem Aktionärstreffen vertreten. Ohne Unterstützung dürfte MFE die erforderliche Quote verfehlen. Wie sich der zweitgrößte Anteilseigner, die tschechische Beteiligungsgruppe PPF, entscheidet, ist noch nicht bekannt. PPF besitzt etwa 12% der Stimmrechte. Die Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis empfehlen, den Vorschlägen des Vorstands und Aufsichtsrats von ProSiebenSat.1 zu folgen. Damit wenden sie sich auch gegen einen von MFE aufgestellten Kandidaten für den Aufsichtsrat. PPF hat ebenfalls einen Gegenvorschlag für die Besetzung gemacht.

Finanzvorstand Martin Mildner sagte vor kurzem im CFO-Interview der Börsen-Zeitung: „Wenn den anderen Aktionären klar wird, dass MFE einen Kontrollerwerb durch die Hintertür versucht, sollte ihr Abstimmverhalten eindeutig sein.“ Im Gegenzug warb MFE in einem Schreiben an die anderen Aktionäre für ihre Position und wirft ProSiebenSat.1 eine zum Teil aggressive öffentliche Kampagne gegen ihre Vorschläge vor. Ob es am Dienstag zu einem Schlagabtausch kommt, ist offen.