FINANZMARKTKALENDER

Thyssenkrupp taumelt voran

Donnerstag, 8.8.: Wenn Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff die Neunmonatsbilanz des angeschlagenen Industriekonzerns vorstellt, werden Investoren nicht nur auf die Zahlen schauen. Analysten befürchten bereits seit längerem, dass eine weitere...

Thyssenkrupp taumelt voran

Donnerstag, 8.8.:Wenn Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff die Neunmonatsbilanz des angeschlagenen Industriekonzerns vorstellt, werden Investoren nicht nur auf die Zahlen schauen. Analysten befürchten bereits seit längerem, dass eine weitere Gewinnwarnung nötig werden könnte. Ein Teil des Aufsichtsrats hat bereits diskutiert, ob Kerkhoff nach mehreren Strategiewenden, die manche Beobachter fast schwindlig werden ließen, abgelöst werden müsste.Nachdem die Fusion der Stahlsparte mit dem Europageschäft von Tata abgeblasen wurde, steht nun die Zukunft der lukrativen Kernsparte für Aufzüge im Vordergrund. Eigentlich will Kerkhoff das Filetstück, dessen Wert mit geschätzt bis zu 14 Mrd. Euro doppelt so hoch ist wie die Marktkapitalisierung des gesamten Konzerns, in einigen Monaten an die Börse bringen. Das ist die zentrale Hoffnung: Mit dem Emissionserlös könnte der unter 8 Mrd. Euro an Pensionslasten ächzende und chronisch eigenkapitalschwache Konzern die Bilanz sanieren.Doch der Aufsichtsrat, in dem auch der schwedische Großaktionär Cevian vertreten ist, hat dem Vorstand mit auf den Weg gegeben, als Alternative zu diesem Plan auch andere Optionen zu prüfen. Eine solche andere Option könnte die Fusion der Aufzugssparte mit dem finnischen Konkurrenten Kone sein. Diese würde allerdings auf erhebliche kartellrechtliche Hürden in Brüssel stoßen, die auch die Stahlfusion schon zu Fall gebracht hatten.Nach Einschätzung von Baader-Analyst Christian Obst steht die Jahresprognose für den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern wegen der konjunkturellen Eintrübung samt Preis- und Mengeneffekten in den Sparten für Automobilteile und Werkstoffe in Frage. Er rechnet nur noch mit einem bereinigten Ebit von 913 Mill. Euro. Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe erwartet wegen der explodierten Erzpreise nur 873 Mill. Euro. Der Konzern jedoch peilt nach aktuellem Stand mehr als 1,1 Mrd. Euro an.Angesichts der trüben Bilanzen anderer Unternehmen der Branche wie Klöckner & Co, ArcelorMittal, Aperam oder Schmolz + Bickenbach erscheint das schwer haltbar. Zumal Thyssenkrupp fast jede der sechs Sparten für Aufzüge, Automobilkomponenten, Großanlagen, Stahl, Werkstoffhandel und Kriegsschiffe gerade restrukturiert. Vor allem die Reintegration der Stahlsparte, die für die Fusion mit Tata abgespalten worden war, zieht einen weiteren Umbau nach sich.Auch der angeschlagene Großanlagenbau wird noch bis 2021 restrukturiert. Die eigentlich gesunde Sparte für Automobilteile litt eine Weile unter Qualitätsproblemen mit Stahlfedern. Jetzt könnte sie von den gerade hochfahrenden neuen Fabriken für elektrische Lenkungen profitieren. Doch nun bleibt die Nachfrage der Autoindustrie aus. cru