EBA-Bericht

Europas Banken beschäftigen immer mehr Vergütungsmillionäre

Die Zahl der Einkommensmillionäre in der europäischen Kreditwirtschaft steigt: 2.342 Menschen weisen laut der Regulierungsbehörde EBA ein mindestens siebenstelliges Gehalt aus. Frauen kommen nur selten auf ein Millionensalär.

Europas Banken beschäftigen immer mehr Vergütungsmillionäre

Immer mehr Vergütungsmillionäre in Europas Banken

2.342 Personen verdienen sieben- bis achtstellige Beträge – Auch in Deutschland steigt Anzahl – EU-Regulator EBA kritisiert Unwucht zwischen Frau und Mann

Die Zahl der Einkommensmillionäre in der europäischen Kreditwirtschaft steigt: 2.342 Menschen weisen laut jüngster Erhebung der Regulierungsbehörde EBA ein mindestens siebenstelliges Gehalt aus, das sind mehr als doppelt so viele als acht Jahre zuvor. Frauen kommen nur selten auf ein Millionensalär.

jsc Frankfurt

Europas Banken und Investmentfirmen zahlen immer häufiger Millionengehälter an einzelne Personen aus: Im Jahr 2022, dem jüngsten Berichtsjahr, beschäftigte die Branche in Europa insgesamt 2.342 Einkommensmillionäre, das entspricht einem Fünftel mehr als im Jahr zuvor, als 1.957 Menschen ein mindestens siebenstelliges Gehalt einfuhren, wie die European Banking Authority (EBA) in einem Bericht festhält. Mit 2.017 Personen arbeiten die meisten Hochverdiener für Banken, während die übrigen 325 Einkommensmillionäre für Investmentfirmen tätig sind. Seit dem Jahr 2014, als die Behörde 939 Hochverdiener zählte, hat sich die Zahl der Personen damit mehr als verdoppelt.

Der Anstieg geht nach Einschätzung der EBA auf eine gute Geschäftsentwicklung und auf eine Expansion von Geschäft zurück. Darüber hinaus stiegen die Gehälter, um die hohe Inflation des Berichtsjahrs auszugleichen. Im Durchschnitt verdiente jede Person 1,8 Mill. Euro, so dass die Branche in ganz Europa rund 4,2 Mrd. Euro an die Hochverdiener auskehrte. Großbritannien, das über einen großen Finanzsektor verfügt, ist in dem Bericht allerdings nicht einmal enthalten, sondern lediglich 30 Länder aus der EU und aus dem europäischen Währungsraum. In Ungarn, Zypern und Island gibt es demnach keine Einkommensmillionäre in der Branche.

Deutschland ist Spitzenreiter

Deutschlands Banken und Investmenthäuser beschäftigen mit 653 Menschen die meisten Einkommensmillionäre im Ländervergleich. Das sind 11% mehr als im Jahr 2021, als die hiesigen Geldhäuser 589 Hochverdiener zählten. Anders als insgesamt in Europa sind die meisten Spitzenverdiener hierzulande aber nicht im Investment Banking tätig, sondern im oberen Management. Die deutsche Investmentbranche beschäftigt dabei mit lediglich 44 Personen vergleichsweise wenige Millionäre, während die Kreditwirtschaft auf 609 Köpfe kommt.

Die Beschränkung der variablen Vergütung in Banken zeigt sich deutlich in der Statistik: Denn die Hochverdiener der Kreditwirtschaft beziehen mit 62% einen Großteil der Bezüge als Fixgehalt. Eine umgekehrte Politik verfolgen Investmentfirmen, für die es keine Beschränkung gibt: 18% flossen hier als feste Gehaltsbestandteile, während die übrigen 82% auf variable Komponenten entfallen. Besonders hoch fallen variable Vergütungen in den Niederlanden aus. 115 Einkommensmillionäre zählt das Land allein für Investmentfirmen, das sind in der Branche so viele Personen wie nirgendwo sonst in Europa.

Das nimmt zuweilen extreme Züge an: Der Spitzenverdiener in Deutschland arbeitet im Portfoliomanagement eines Investmenthauses. 13,8 Mill. Euro fuhr die Person dabei ein – fast ausschließlich durch variable Boni. Um welche Person es sich handelt, schlüsselt der Bericht allerdings nicht auf.

Der Top-Verdiener in Europa entfällt derweil auf Frankreich: 30,7 Mill. Euro fuhr hier eine Person einer Investmentfirma ein, auch hier fast ausschließlich variabel entlohnt. Das gleiche Bild zeigt sich in Irland, wo eine Person 24,5 Mill. Euro einstrich. Die höchstbezahlte Person einer Bank sitzt in Spanien: 13,1 Mill. Euro fuhr hier eine Führungskraft im oberen Management ein. Deutschlands bestbezahlter Banker kommt derweil auf 11,0 Mill. Euro.

Millionärinnen sind rar

Die Kluft zwischen den Geschlechtern ist immens: Gerade einmal 194 Frauen stehen hier 2.147 Männern gegenüber. Damit sind 92% aller Spitzenverdiener in der Banken- und Investmentbranche männlich. In Deutschland fällt die Quote mit 50 zu 603 ähnlich ungleich aus. Die Unwucht zieht sich ausnahmslos durch alle Länder. Im Segment der Investmentfirmen sind sogar 97% aller Einkommensmillionäre männlich, in mehreren Ländern findet sich hier überhaupt keine Frau in der Einkommensspitze.

Es ist das erste Mal, dass die EBA die Spitzenverdiener nach Geschlecht aufschlüsselt. Die Behörde zeigt sich unzufrieden: „Weitere Verbesserungen sind erforderlich, um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis im Finanzsektor und insbesondere in den höchstbezahlten Positionen zu erreichen.“