US-Banken starten Schlussspurt
Von Stefan Paravicini, New YorkDie US-Großbanken J.P. Morgan, Wells Fargo und Citi geben nächste Woche den inoffiziellen Startschuss zur US-Berichtssaison. Zeitgleich zu drei der vier Top-Institute gibt mit PNC Financial auch die zweitgrößte US-Regionalbank Auskunft über die Geschäftsentwicklung im zurückliegenden Quartal. Vor drei Monaten hatten die vier Institute in gleicher Besetzung den Auftakt gemacht, abgesehen vom Branchenprimus J.P. Morgan aber nicht überzeugt.Die Aktien der meisten US-Institute sind seither kaum vorangekommen. Der KBW Index, der die Entwicklung von zwei Dutzend US-Banken an der Börse abbildet, lief in den vergangenen drei Monaten meistens seitwärts. Über den gesamten bisherigen Jahresverlauf liegt der Index knapp 1% im Minus, während der S&P 500 knapp ein Zehntel zugelegt hat. Trotz Rekordgewinnen dank der US-Steuerreform vom vergangenen Dezember gehört die Branche in diesem Jahr zu den schwächsten Sektoren am US-Aktienmarkt. Im Vergleich zum Gesamtmarkt werden die Aktien der größten US-Institute derzeit mit einem Discount von 40 % gehandelt, während es laut Keefe, Bruyette & Woods seit 2011 im Schnitt ein Abschlag von 30 % war. Maues HandelsgeschäftWas bisher aus den Bankentürmen an der Wall Street zum Geschäft im dritten Quartal nach außen gedrungen ist, lässt auf keine schnelle Trendwende hoffen. Der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, der schon im ersten Halbjahr unter den Erwartungen geblieben war, dürfte bei J.P. Morgan leichte Ertragseinbußen verzeichnet haben, wie die Bank noch im Sommer in Aussicht stellte.Citi, die im zweiten Quartal in diesem Geschäft enttäuschte, traut sich zwar leichte Zuwächse zu. Insgesamt dürften die Erträge der US-Banken im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen nach Einschätzung von Analysten der Credit Suisse im Vergleich zum Vorjahr um 5 bis 10 % zurückfallen, während der Aktienhandel 5 % zulegen könnte. Nach Angaben der Bankenaufsicht haben die Banken ihre Erträge in diesem Jahresgeschäft im bisherigen Jahresverlauf um mehr als ein Fünftel gesteigert und steuern im Aktienhandel auf das beste Jahr in einer Dekade zu.Während die Entwicklungen im Handelsgeschäft die bekannten Trends aus dem ersten Halbjahr fortsetzen dürften, könnte das Kreditgeschäft für eine positive Überraschung sorgen. Daten der US-Notenbank deuten zwar darauf hin, dass das Kreditwachstum in der Größenordnung von 4 % insgesamt verhalten geblieben ist. Marianne Lake, CFO von J.P. Morgan, hat aber in Aussicht gestellt, dass das Wachstum am oberen Ende der angepeilten 6 bis 7 % liegen könnte.Wie viel die Banken mit ihren Krediten verdienen, hängt nicht zuletzt von der Zinsspanne ab. Nach Einschätzung von Keefe, Bruyette & Woods sind die durchschnittlichen Kosten von zinstragenden Einlagen bei J.P. Morgan im dritten Quartal nur um 11 Basispunkte gestiegen, während der Einmonats-Libor, an dem sich viele Kredite orientieren, um 18 Basispunkte gestiegen ist. Damit ist die Sorge vor einer verflachenden Zinskurve und weiterem Druck auf die Erträge von langfristigen Krediten zwar noch nicht verscheucht. Die eine oder andere positive Überraschung im Kreditgeschäft könnte nach Einschätzung von Marktbeobachtern aber ausreichen, den Aktien von US-Banken Schwung für einen Schlussspurt zu geben.