Corporate Banking

Firmenkundengeschäft rutscht ins Minus

Den Banken in Deutschland bricht im Firmenkundengeschäft trotz stabiler Erträge die Profitabilität weg. Der wesentliche Grund dafür ist eine signifikant angestiegene Risikovorsorge im ersten Halbjahr 2020, die fast das Niveau der globalen...

Firmenkundengeschäft rutscht ins Minus

kb Frankfurt

Den Banken in Deutschland bricht im Firmenkundengeschäft trotz stabiler Erträge die Profitabilität weg. Der wesentliche Grund dafür ist eine signifikant angestiegene Risikovorsorge im ersten Halbjahr 2020, die fast das Niveau der globalen Finanzkrise 2008/2009 erreicht hat, wie aus einer Studie der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company hervorgeht.

Noch sei die Zahl der Firmeninsolvenzen in den vergangenen Monaten zwar rückläufig gewesen, doch infolge der Coronakrise stellten sich die Banken auf härtere Zeiten ein. „Allein wegen der aktuell ausgesetzten Insolvenzantragspflicht ist noch nicht absehbar, wann und in welchen Sektoren Unternehmen verstärkt zahlungsunfähig sein werden“, erklärt Bain. In den nächsten Monaten werde sich zeigen, ob – auch größere – Einzelwertberichtigungen die Situation noch weiter verschärfen werden.

Die Vorsicht der Institute hat zur Folge, dass der von Bain ermittelte Corporate-Banking-Index in der Dimension Profitabilität mit –12 einen neuen Tiefststand erreicht. Dieser liegt sogar unter dem Stand von –5 während der Finanzkrise (siehe Grafik).

Die Erträge im deutschen Corporate-Banking-Markt sind dagegen während des ersten Lockdown im ersten Halbjahr 2020 stabil geblieben, wie aus der Analyse weiter hervorgeht. Viele Marktteilnehmer hätten ertragsseitig vom weiterhin gestiegenen Kreditvolumen und einem Anstieg der Margen profitiert. So sei die Dynamik der stetigen Ausweitung der Kreditvolumen auch im Lockdown ungebrochen gewesen.

Bereits seit 2013 würden sich die Kreditvolumen mit zunehmender Geschwindigkeit ausweiten und hätten mit knapp 1,3 Bill. Euro im ersten Halbjahr 2020 erneut einen Höchststand erreicht. „Das Kreditgeschäft ist für die Banken momentan Fluch und Segen zugleich“, betont dazu Bain-Partner Christian Graf. „Zum einen profitieren die Geldhäuser von der dynamisch wachsenden Kreditnachfrage seitens der Firmenkunden. Doch zum anderen laufen sie Gefahr, dass Unternehmen bedingt durch die Coronakrise ihre Kredite nicht fristgerecht bedienen können.“

Nach langem Sinkflug zeigte sich zuletzt auch die Kreditmarge wieder erholt, wenn auch nur geringfügig binnen Jahresfrist von 1,1 auf 1,6%. Der Höchststand hatte im zweiten Halbjahr 2009 bei 2,3% gelegen. Doch nicht alle Institutsgruppen würden von diesem Trend profitieren. Denn während Sparkassen und private Banken nach Einschätzung von Bain ihre Marktanteile mittelfristig werden ausbauen können, verlieren die Landesbanken an Gewicht.

Hinzu komme, dass Banken unterschiedlich agierten, selbst wenn sie derselben Institutsgruppe angehören. So würden Geldhäuser, die über ein breites Produktspektrum verfügen, die Kreditvergabe selbst noch in der Coronakrise erhöhen, während andere sich in Rezessionen zurückhielten oder dies auf Druck ihres Risikomanagements tun müssten. „Je konsequenter sich Kreditinstitute in der Vergangenheit auf ein Krisenszenario vorbereitet haben, desto vielfältiger sind jetzt ihre Handlungsoptionen“, erklärt Stefanie Jacobsen, Associate Partner bei Bain. Problematisch für die Institute könne auch die Kostenstruktur werden, denn branchenweit gebe es zum Teil noch erhebliche Defizite. Die Verwaltungsaufwendungen nahmen in den vergangenen Jahren sogar zu. „Die bisherigen Kosten- und Effizienzprogramme entfalten entweder noch nicht ihre vollumfängliche Wirkung oder reichen nicht weit genug“, erklärt Graf. Hinzu komme, dass die Kosten für Regulatorik und Digitalisierung weiter stiegen. Die Erwartungen der Kunden an die Digitalisierung würden immer größer. Die Corona-Pandemie habe diesen Trend noch beschleunigt, so Jacobsen.

Nicht allein auf die Coronakrise zurückzuführen sei die Situation bei der Eigenkapitalrentabilität des Firmenkundengeschäfts. Schon 2019 hat der Bain-Analyse zufolge die Eigenkapitalrentabilität im Corporate Banking unter den Eigenkapitalkosten bei 6 bis 7% gelegen. Im ersten Halbjahr 2020 sank sie allerdings auf –2%, und damit noch tiefer als in der globalen Finanzkrise, in der sie nicht unter –1% gefallen war.

Provisionsanteil erhöhen

Die Unternehmensberater raten den Instituten daher, bei der Kostensenkung und Steigerung der Kapitaleffizienz weiter voranzukommen. Zugleich müssten die Institute in ausgewählte Kundenbeziehungen investieren und so ihre Abhängigkeit vom Kreditgeschäft reduzieren. Trotz des Ausbaus des Provisionsgeschäfts in jüngster Zeit machten die Zinsüberschüsse immer noch 70% der Erträge im Corporate Banking aus, was im internationalen Vergleich ein hoher Wert sei. „Je stärker sich Banken vom reinen Kreditgeber hin zum Berater von Unternehmen wandeln, desto höher ist ihr Provisionsanteil – und desto stabiler ist damit ihr Geschäftsmodell“, ist Graf überzeugt.