BlackRock

Fonds-Thermometer und Böse-Buben-Liste

Der weltgrößte Fondsanbieter BlackRock beansprucht in der Debatte über den Klimawandel und die nachhaltige Finanzwirtschaft eine führende Rolle. Der US-Riese kündigt eine neue Kennziffer für Fonds an und schafft für den Umgang mit Unternehmen eine Negativliste an Wertpapieren.

Fonds-Thermometer und Böse-Buben-Liste

jsc Frankfurt

Die weltgrößte Fondsgesellschaft BlackRock kündigt neue Instrumente für die nachhaltige Kapitalanlage an: Bis Ende des Jahres will das Unternehmen mit einer Art Thermometer („Temperature Alignment Metric“) den rechnerischen Beitrag eines Fondsportfolios zur globalen Erwärmung veröffentlichen, wie der Konzern in einem Brief an Kunden und in einem Schreiben von Firmenchef Larry Fink an Unternehmenslenker am Dienstag hervorhob. Für die interne Steuerung der Anlagen operiert BlackRock darüber hinaus künftig mit einer Negativliste, dem „Heightened-Scrutiny Model“. Auf der nichtöffentlichen Liste sollen Wertpapiere vermerkt werden, denen wegen „erheblicher Klimarisiken“ der Ausschluss aus Portfolios drohe. Lenke ein Unternehmen nicht ein, werde BlackRock bei Abstimmungen gegen das Management stimmen. „Die Welt hat sich auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht“, schreibt Fink. Dabei wolle BlackRock eine führende Rolle einnehmen.

Das neue Fonds-Thermometer soll für Aktien- und Anleihe-Publikumsfonds einen Erwärmungsbeitrag eines Portfolios abbilden, „sofern ausreichende Daten verfügbar sind“. Die genaue Methodik steht noch nicht fest. Darüber hinaus soll der Anteil des Vermögens, das auf „Netto-Null-Emissionen“ ausgerichtet ist, veröffentlicht werden, außerdem ein Zielwert für das Jahr 2030. Das aber sei nur ein Zwischenziel. „BlackRock verpflichtet sich, das Erreichen von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 zu unterstützen“, schreibt das Unternehmen, ohne dieses Ziel näher auszuführen. Außerdem will BlackRock den Erwärmungsbeitrag wichtiger Marktindizes „in Zusammenarbeit mit Indexanbietern“ ausarbeiten und die Risikomanagementplattform „Aladdin“ ausbauen.

Derzeit mühen sich verschiedene Finanzfirmen, in der nachhaltigen Kapitalanlage als führende Adresse wahrgenommen zu werden – so haben hierzulande die Deutsche Bank und die Allianz Ziele für Kreditgeschäft und Kapitalanlagen gesetzt. BlackRock verwaltet ein Vermögen von zuletzt 8,7 Bill. Dollar und präsentiert sich als kritischer Treuhänder. „Wir rufen Unternehmen dazu auf, einen Plan vorzulegen, aus dem hervorgeht, wie sie ihr Geschäftsmodell an eine klimaneutrale Wirtschaft anpassen wollen“, schreibt Fink. Unternehmen sollten darlegen, wie sie die Klimaziele von Paris in die langfristige Geschäftsstrategie einbinden und wie der Aufsichtsrat die Einhaltung überprüft. Fink erneuerte den Appell, die Empfehlungen der Task-Force on Climate-related Fi­nancial Disclosures (TCFD) und des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) einzuhalten. Die Coronakrise habe mitnichten dazu geführt, dass Klimarisiken in der Hintergrund traten. „Genau das Gegenteil geschah. Und damit beschleunigte sich die Kapitalumschichtung noch stärker, als ich erwartet hatte.“

Auf Distanz zur Politik

Auch das politische Klima in den USA spricht Fink an: Die politische Spaltung des Landes sei jüngst in Gewalt umgeschlagen, „angestachelt durch Lügen und politischen Opportunismus“. Die Ereignisse vor dem Kapitol in Washington zeigten, „wie kostbar und fragil“ das demokratische System sei. Vor knapp zwei Wochen hatte Fink erklärt, dass Black­Rock die Auflösung des Political Action Committee (PAC) erwäge, das Parteispenden an Republikaner und Demokraten organisiert.

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