Zahlungsunfähigkeit

Greensill Bank steuert auf Insolvenzantrag zu

Die Greensill Bank steuert auf die Zahlungsunfähigkeit zu. Im Markt wird mit einem Insolvenzantrag der BaFin in den kommenden Tagen gerechnet. Unterdessen sorgen schmeichelhafte Bonitätsnoten für Debatten. So ging Greensill mit einem Investment-Grade-Rating von Scope ins Moratorium.

Greensill Bank steuert auf Insolvenzantrag zu

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Nach dem zur Wochenmitte verhängten Moratorium über die Greensill Bank steuert das Bremer Institut auf die Zahlungsunfähigkeit zu. Marktbeobachter halten es für eine Frage von wenigen Tagen, bis die Finanzaufsicht eine Überschuldung feststellen und Insolvenz beantragen wird, vorausgesetzt, es findet sich nicht noch wider Erwarten ein Käufer oder Geldgeber. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) äußert sich dazu auf Anfrage nicht.

Eine solche Entwicklung würde sich mit den Erfahrungen nach Moratorien in den vergangenen Jahren decken. Im Falle der mit Cum-ex-Geschäften vor die Wand gefahrenen Maple Bank 2016 hatten zwischen Moratorium und Insolvenzantrag fünf Tage gelegen, im Falle der ebenfalls über Cum-ex-Transaktionen gestürzten Dero Bank zwei Wochen. Spätestens sechs Wochen nach Erlass eines solchen Aufschubs tritt ohnedies der Entschädigungsfall ein.

Gute Noten

Angesichts der Havarie des Bremer Lieferkettenfinanzierers bieten ne­ben der Finanzaufsicht BaFin einmal mehr die Ratingagenturen und deren Bonitätseinstufungen Stoff für Debatten. So ging die Greensill Bank immerhin mit einem Investment-Grade-Rating ins Moratorium. Scope hatte der Gesellschaft im Oktober ein Emittenten-Rating von „BBB+“ bei negativem Outlook zu­erkannt. Dies war ein Downgrade, bis dahin war die Bank mit „A−“ eingestuft worden. Am Freitag Abend folgte dann eine Herabstufung auf „B–“. Zugleich zog die Agentur sämtliche Ratings unter Verweis auf einen Mangel an ausreichenden und von unabhängiger Seite verifizierten Informationen zurück – Zyniker könnten meinen, damit komme die Gesellschaft einem Insolvenzantrag noch gerade zuvor. Die Herabstufung begründet Scope mit einer „schweren Eintrübung des Geschäftsmodells der Greensill Bank nach einer Verschlechterung der finanziellen Verfassung ihrer Muttergesellschaft Greensill Capital“. D

Dierk Brandenburg, bei Scope Team Leader Financial Institutions, genießt nach Angaben aus dem Markt zwar einen untadeligen Ruf. Andererseits wird an Produzenten emittentenfinanzierter Ra­tings seit jeher kritisiert, dass sie per se einen Anreiz haben, Mandate durch eine Vergabe guter Ratings zu sichern.

Eine Bauchlandung erleben dieser Tage auch Investoren, welche auf zwei von Credit Suisse Asset Management aufgelegte Fonds mit von Greensill strukturierten Vermögenswerten gesetzt hatten. Vor dem Wochenende hat die schweizerische Großbank die Abwicklung beider Vehikel angekündigt. Unsicherheit mit Blick auf die Bewertung bestimmter Anlagen, eine reduzierte Verfügbarkeit von Versicherungsschutz für neue Anlagen und entsprechend hohe Herausforderungen bei der Suche nach geeigneten Investments verhinderten es derzeit, dass die Sondervermögen im Einklang mit ihren Anlagerichtlinien investiert blieben, teilte die Bank mit. Scope-Konkurrent Moody’s hatte beide Vehikel mit der Note „A-bf“ dekoriert. In der Diktion der Agentur bedeutet dies, dass diese Fonds generell Assets halten, deren Kreditqualität als „upper-medium“ gelten.

Finanzausschuss tagt

Auf Anfrage wollten sich am Freitag weder Moody’s noch, vor der Herabstufung abends, Scope dazu äußern, wie sie ihre Einstufungen im Lichte der jüngsten Entwicklungen um die Greensill Bank bewerten. Die Regulierung mit ihren Insider-Vorgaben zur Veröffentlichung von Informationen zu Ratings legt ihnen dies allerdings auch nahe. Unterdessen wird die Liste der vom Fall Greensill betroffenen Kommunen länger. Nachdem am Donnerstag die Stadt Monheim ein 38 Mill. Euro schweres Exposure gebeichtet hatte, machte am Freitag die Stadt Osnabrück ein Engagement von 14 Mill. Euro öffentlich. „Wenn die BaFin ihrer Prüfpflicht nachkäme und in diesem Fall sämtliche kommunalen Kunden der Bank über die Sonderprüfung aufgrund des mittlerweile bestätigten Anfangsverdachts des Bilanzbetrugs informiert hätte, dann hätten zumindest wir dort Mitte November keine 11,5 Millionen Euro eingelegt”, erklärte Reuters zufolge Finanzvorstand Thomas Fillep, reihte sich damit in den Chor der BaFin-Kritiker ein und forderte überdies „den Bund auf, diese Verluste der Kommunen zu übernehmen“.

Weniger mit Filleps Ansinnen, wohl aber mit dem Fall Greensill generell wird sich der Finanzausschuss des Bundestages in seiner Sitzung am 24. März beschäftigten. Man habe das Thema auf die Tagesordnung setzen lassen, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus, Reuters.

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