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Greensill Bank unter Betrugsverdacht

Hinter der drohenden Schieflage der Bremer Greensill Bank zeichnet sich ein mutmaßlicher Bilanzbetrug ab. Wie die BaFin am Mittwoch mitteilte, konnte das Institut nicht nachweisen, dass bilanzierte Forderungen, die es vom Stahlkonzern GFG Alliance Group gekauft hat, existieren.

Greensill Bank unter Betrugsverdacht

lee Frankfurt

Die Bankenaufsicht BaFin hat die Greensill Bank aus Bremen vorläufig geschlossen und Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft gestellt. Wie es in einer Mitteilung der Behörde heißt, verhängte sie wegen drohender Überschuldung ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot über das Institut. Außerdem bleibe es für den Kundenverkehr geschlossen und dürfe keine Zahlungen mehr entgegennehmen, die nicht zur Schuldentilgung bestimmt sind. Das Moratorium soll die Vermögenswerte in einem geordneten Verfahren sichern.

Das Institut mit einer Bilanzsumme von zuletzt 4,5 Mrd. Euro hat laut BaFin keine systemische Relevanz, so dass keine Gefahr für die Finanzstabilität bestehe. Teuer werden könnte der Fall jedoch für den freiwilligen Einlagensicherungsfonds der privaten Banken. Da die einst als Nordfinanz Bank (NF Bank) firmierende Bank auch nach der Übernahme durch den australischen Investmentbanker Lex Greensill im Jahr 2013 Mitglied des Einlagensicherungsfonds blieb, sind die privaten Einlagen über die gesetzliche Einlagensicherung von bis zu 100 000 Euro pro Kunde hinaus abgesichert.

Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden beliefen sich Ende 2019 laut Jahresabschluss der Bank auf knapp 3,3 Mrd. Euro. Davon soll laut Ratingagentur Scope etwa 1 Mrd. Euro von privaten Anlegern stammen. Wie der private Bankenverband dazu mitteilt, beläuft sich die Sicherungsgrenze auf 74,694 Mill. Euro pro Anleger. Dafür muss die BaFin jedoch förmlich feststellen, dass die Greensill Bank nicht in der Lage ist, die Einlagen zurückzuzahlen.

Die BaFin hat das Institut bereits seit dem vergangenen Sommer im Visier. Die Behörde stellte dabei nach eigenen Angaben in einer forensischen Sonderprüfung fest, dass die Greensill Bank die Existenz von bilanzierten Forderungen, die sie vom internationalen Stahlkonzern GFG Alliance Group angekauft hat, nicht nachweisen konnte. Dies legt den Verdacht nahe, dass das Institut Bilanzbetrug vorgeworfen wird. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Finanzaufsicht wollten sich auf Anfrage zu den Details der Anzeige äußern.

Verlockend hohe Zinsen

Die Greensill Bank bot privaten Kunden in Deutschland bislang Tages- und Festgeldanlagen zu ungewöhnlich hohen Zinsen an. Sie versteht sich laut BaFin als Refinanzierer der auf die Finanzierung von Lieferketten spezialisierten australischen Greensill-Gruppe sowie als Investorin in die von der britischen Schwestergesellschaft Greensill Capital entwickelten „Working-Capital-Solutions-Produkte“ (siehe Kasten).

In Deutschland hatten auch die Einlagenbroker Weltsparen und Zinspilot Kundengelder für die Greensill Bank eingeworben. Zinspilot hatte bereits vor der BaFin-Mitteilung mitgeteilt, dass das Institut vorerst auf die Vermittlung von Kundengeldern verzichte. Der Berliner Wettbewerber Weltsparen, der nach eigenen Angaben Hunderte Millionen Euro Einlagen von privaten Kunden für die Greensill Bank eingeworben hatte, hatte das Angebot von sich aus vorläufig eingestellt.