Anders als in der Weltfinanzkrise erweist sich der grenzüberschreitende Warenverkehr während der Pandemie als Stabilitätsanker für die Weltwirtschaft. Ungeachtet neuerlicher Coronabeschränkungen in weiten Teilen Europas und anderswo legte der internationale Güterhandel im November um weitere 2,1% zum Vormonat zu. Damit übertreffen die Umfänge im Welthandel inzwischen das Vorkrisenniveau, wie aus den einschlägigen Daten des CPB World Trade Monitors hervorgeht. China prescht mit einem Exportplus von 16% im Vergleich zum Stand vor der Pandemie voran und kompensiert stockende Ausfuhren in anderen Regionen, allen voran Lateinamerika und die USA.

Die robuste Erholung im Welthandel stützt insbesondere die stark auf den Export ausgerichtete deutsche Industrie. Das nährt auch Sorgen über eine zunehmende Zweiteilung der Weltwirtschaft in einen amerikanisch und einen chinesisch geprägten Block. Das würde den Wohlstand einer Prognos-Studie im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft zufolge erheblich gefährden, weil beträchtliche Teile der Exporte verloren gingen. Sollte die Europäer sich zu Lasten Chinas einem US-dominierten Block anschließen, könnten 22% der europäischen Exporte verloren gehen, umgekehrt 18%. Sollte sich die EU für eine Art Blockfreiheit entscheiden und als eigenständige Kraft auftreten, stünden schätzungsweise 12% der Ausfuhren auf dem Spiel. Industrie-Präsident Siegfried Russwurm warnte vor einer dauerhaften Entfremdung von den USA. Ein gleich großer Abstand zu den USA und China könne nicht das Ziel sein, sagte der frühere Siemens-Vorstand laut dpa-afx. Die Europäer seien den USA geschichtlich und kulturell sehr viel näher.