Verwahrentgelt

ING Deutschland gibt Strafzinsen auf

Die ING hebt als erstes großes Finanzinstitut in Deutschland Strafzinsen quasi auf. Durch die drastische Anhebung von Freigrenzen fallen fast keine Kunden mehr unter die Vorgabe, heißt es.

ING Deutschland gibt Strafzinsen auf

fir Frankfurt

Die ING Deutschland gibt als erstes größeres Institut hierzulande Strafzinsen nahezu auf. Durch die Anhebung der Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten zum 1. Juli von aktuell 50000 auf 500000 Euro pro Konto entfalle das Verwahrentgelt für 99,9% der Kunden, teilte die ING am Dienstag mit. Das mit gut 9 Millionen Kunden zu den größten deutschen Banken zählende Institut bekräftigte zudem eine frühere Ankündigung, mit Wegfall der Minuszinsen der EZB in Höhe von 0,5% sein Verwahrentgelt in gleicher Höhe ganz streichen zu wollen.

Sparkassen und Banken, die auf Kundeneinlagen Verwahrentgelte erheben, orientieren sich dabei üblicherweise am Einlagenzins der EZB, der Einlagefazilität. Betrug dieser Zinssatz, zu dem Institute überschüssiges Kapital bei der Notenbank parken, vor 15 Jahren noch 2,75% und vor zehn Jahren 0,25%, so schraubte die EZB ihn Mitte 2014 von null zunächst auf −0,10% und bis September 2019 in weiteren Schritten auf den bis heute gültigen Satz von −0,5% herunter (siehe Grafik).

Mindestens 455 von rund 1300 Finanzinstituten in Deutschland erheben aktuell nach Angaben des Vergleichsportals Verivox Strafzinsen auf Kundeneinlagen. Zur zeitnahen Absenkung von Strafzinsen im Retailgeschäft bis hin zur Abschaffung sind viele Institute bereit, wenn die EZB die Zinsen erhöht, zeigt eine Umfrage der Börsen-Zeitung.

Angesichts der ING-Entscheidung dürften weitere Institute in Zugzwang kommen, es den Niederländern gleichzutun. Vor Kurzem hatte bereits das Regionalinstitut Oldenburgische Landesbank die Freigrenzen für Privatkunden angehoben, ab denen 0,5% Strafzinsen fällig werden. ING-Deutschland-Chef Nick Jue geht nach eigenen Worten zwar davon aus, dass sich die Niedrigzinsphase vorerst fortsetzt, doch setze die Bank verstärkt auf Einlagenzuflüsse, nachdem sie zuletzt den Zustrom erfolgreich verringert hat. Hohe Einlagebeträge kosteten ING zwar derzeit noch Geld, doch könne sie dies allmählich kompensieren.

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