15 000 Punkte sind ein realistisches Dax-Ziel

Das Börsenjahr 2020 kann man wahrhaftig als turbulent bezeichnen. Nun werden die Karten neu gemischt. Dennoch dürfte die Pandemie vorerst ein ständiger Begleiter bleiben. Die weitere Entwicklung erschwert eine Prognose für das neue Jahr. Vor allem...

15 000 Punkte sind ein realistisches Dax-Ziel

Von Christian Henke*)

Das Börsenjahr 2020 kann man wahrhaftig als turbulent bezeichnen. Nun werden die Karten neu gemischt. Dennoch dürfte die Pandemie vorerst ein ständiger Begleiter bleiben. Die weitere Entwicklung erschwert eine Prognose für das neue Jahr. Vor allem die Mutationen des Coronavirus könnten den Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen. Zwar sind und kommen Impfstoffe auf den Markt, dennoch werden die tagesaktuellen Infektions- und Todeszahlen ganz genau beobachtet. Vor allem der in vielen Staaten verlängerte und verschärfte Lockdown hat den Finanzmärkten zuletzt zugesetzt. Die Angst vor den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 ist groß.

Die Notenbanken wollen mit Unterstützungen in Billionenhöhe Schlimmeres für die Wirtschaft vermeiden, allerdings auf Kosten der Staatsverschuldung. China, das vermeintliche Ursprungsland des Virus, ist dagegen auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Aber auch andere asiatischen Länder konnten sich erholen. Dies spiegelt sich in der Performance wider. Vor allem die Börsen in China, Südkorea und Japan konnten zuletzt spürbar zulegen und die europäischen Pendants abhängen. Von der Pandemie kaum beeindruckt zeigt sich auch die Wall Street. Dow Jones, S&P und die Technologiebörse Nasdaq haben ihre Vor-Corona-Rekordjagd wieder aufgenommen.

Relative Schwäche in Europa

An der relativen Stärke nach Levy, kurz RSL, ist die jüngste Outperformance der asiatischen und amerikanischen Aktienmärkte gut zu sehen. Die Gewinnerliste wird vom Kospi Composite angeführt, dem südkoreanischen Leitindex. An zweiter Stelle, für Europa sehr erfreulich, ist die Börse in Amsterdam zu finden. Auf den Rängen 3 bis 5 liegen der Nikkei, der Nasdaq 100 sowie die chinesische Börse. Unser Repräsentant, der Dax, belegt zurzeit einen der hinteren Plätze. Bei der Berechnung der relativen Stärke wurden 130 Handelstage berücksichtigt.

Der März des vergangenen Jahres war einer der schlechtesten Börsenmonate in der Geschichte des deutschen Leitindex. Allerdings hielt sich, nun kommt das Erfreuliche daran, der charttechnische Schaden in Grenzen. Zwar wurde im März 2020 der langfristige und aus dem Jahr 2003 stammende Aufwärtstrend förmlich pulverisiert, am Ende schloss der Dax jedoch oberhalb dieser Trendlinie. Gerade die beschriebene Situation ist ein Sinnbild dafür, warum Schlusskurse so wichtig sind. Im April war der Ausverkauf beendet und die Anleger sind auf das Frankfurter Börsenparkett zurückgekehrt. Die Rückeroberung der waagerechten und altbekannten Trendgeraden bei 11800 Punkten war nur ein Etappenziel auf dem Weg in höhere Kursgefilde. Bei der psychologischen Marke bei 13000 Zählern kam es dann zu einem wochenlangen Streit zwischen Bullen und Bären. Letztendlich konnte sich die Nachfrageseite durchsetzen. So richtig interessant wurde es im Dezember des zurückliegenden Jahres. Das Rekordhoch bei 13534 Punkten von November 2017 war plötzlich ein Thema. Daran war das heimische Börsenbarometer mehrmals gescheitert, letztmalig im Januar und Dezember 2020, kurz vor dem Beginn der Coronakrise. Im Januar 2018 sowie im Januar und Februar des vergangenen Jahres wurde das erwähnte Allzeithoch zwar im Handelsverlauf überwunden, aber auch in diesen Fällen blieb ein Schlusskurs darüber aus. Letztendlich gelang dieses Unterfangen in den letzten Zügen des Jahres 2020. Dank einer Jahresendrally konnte der Widerstand auf allen Zeitebenen bezwungen werden. Wichtig war vor allem der Sprung über die Hürde auf Quartalsbasis.

Historischer Kursgipfel

Nun kommen wir zur entscheidenden Frage. Wie geht es für den Dax weiter? Im Februar 2020 erklomm der deutsche Leitindex mit 13795 Zählern einen neuen historischen Kursgipfel. Und diese Marke sollte auf Monatsschlusskursbasis hinter sich gelassen werden. Auf Tages- und Wochenbasis konnten die Börsianer dies auf dem Frankfurter Handelsparkett bereits feiern. Allerdings gilt in der klassischen Chartanalyse, dass ein Widerstand beziehungsweise eine Unterstützung auf allen Zeitebenen über- beziehungsweise unterschritten werden muss.

Wenige Tage vor Monatsultimo tobt die Schlacht um das Allzeithoch bei 13795 Punkten. Am letzten Januartag wäre ein Schlusskurs darüber für die weitere Kursentwicklung äußerst hilfreich. Mit 14131 Zählern wurde unlängst nicht nur eine neue Bestmarke aufgestellt, sondern mit einem Schlusskurs oberhalb der Kursregion bei 14000 Punkten ein neues Kapitel aufgeschlagen. Weitere Chartmarken, die uns als Kursziele dienen könnten, sind Mangelware. Allerdings ist im Big Picture im Monatschart eine Trendlinie zu sehen, die uns die Frage nach dem künftigen Aufwärtspotenzial be­antworten kann. Es handelt sich hierbei um eine steigende Widerstandslinie, die ihren Ursprung im März 2000 hat. Viele dürften sich noch an diese Zeit erinnern. Kurz vor dem massiven Kurseinbruch konnte der Dax zu diesem Zeitpunkt noch ein neues Rekordhoch markieren. Die erwähnte Trendlinie verläuft im Augenblick bei 14560 Zählern und fungiert als kurzfristiges Kursziel. Verlängert man die Linie bis Ende dieses Jahres, könnte das heimische Börsenbarometer bis in den Bereich bei 15000 Punkten vordringen.

*) Christian Henke ist Senior Market Analyst bei IG.

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