GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (322)

Aktien, Renten und Gold 2024: Schmaler Grat

Die Entwicklung an den Kapitalmärkten dürfte 2024 dadurch geprägt werden, wann und wie stark die führenden Notenbanken ihre Zinszügel wieder lockern werden.

Aktien, Renten und Gold 2024: Schmaler Grat

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (322)

Aktien, Renten und Gold 2024: Schmaler Grat

Die Entwicklung an den Kapitalmärkten dürfte 2024 dadurch geprägt werden, wann und wie stark die führenden Notenbanken ihre Zinszügel wieder lockern werden. In unserem Basisszenario erwarten wir, dass die Fed spätestens zu Beginn des dritten Quartals 2024 ihren Zins absenken wird. Die EZB dürfte im Fahrwasser ihre Geldpolitik ebenfalls lockern. Wir gehen davon aus, dass die Inflationsraten weiter zurückgehen, was den Notenbanken Zinssenkungsspielraum eröffnet, den sie angesichts einer schwächelnden Weltkonjunktur nutzen dürften. Die Vorgaben für die Rentenmärkte sind somit positiv.

Ein kurzes Intermezzo mit moderat höheren Renditen könnte es allerdings zu Beginn des ersten Quartals 2024 geben. Denn die Inflation dürfte nicht wie mit dem Lineal gezogen fallen. So könnte die Volatilität der Preisdaten immer wieder zu zwischenzeitlich steigenden Renditen führen. Im ersten Quartal 2024 wird sich die Fed wohl zudem noch verbal dagegen „lehnen“, dass Zinssenkungen unmittelbar bevorstehen. Im zweiten Quartal 2024 dürften die US-Währungshüter dann eine erste Zinssenkung vorbereiten und zu Beginn des dritten Quartals tatsächlich durchführen. Bis zu drei weitere Zinssenkungen dürften im weiteren Jahresverlauf folgen.

Damit das Diversifizierungspotenzial von Anleihen optimiert wird, muss eine Rentenallokation eine bestimmte Durationsschwelle erreichen. Denn je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto stärker ist ihr Kursanstieg bei einem Zinsrückgang. So erreicht das Portfolio beispielsweise eine gute Absicherung gegen eine mögliche US-Rezession im kommenden Jahr.

Die Märkte für Unternehmensanleihen dürften sich 2024 in einem Spannungsfeld zwischen Konjunktursorgen und Zinssenkungsfantasien bewegen. Ausfallraten dürften sich zunächst moderat erhöhen, jedoch nicht dauerhaft. Die Renditeaufschläge sollten sich volatil seitwärts entwickeln. Ausschläge nach oben bieten gute Einstiegschancen, denn noch offerieren Unternehmensanleihen einen auskömmlichen Puffer im Falle weiterer Renditeanstiege. Bei Portfolios, die auch High-Yield-Anleihen umfassen, kommt potenziell eine Credit-Barbell-Strategie mit Staatsanleihen im längeren Laufzeitenspektrum und Hochzinsanleihen mit niedriger Duration in Frage. Zur Erinnerung: Eine traditionelle Barbell-Strategie kombiniert üblicherweise Anleihen an entgegengesetzten Laufzeitenden der Renditestrukturkurve, um Erträge zu erzielen und gleichzeitig das Durationsrisiko herauszunehmen.

Für die Aktienmärkte wird es darauf ankommen, ob die Konjunkturschwäche oder die nachlassende Inflation das Narrativ bestimmen. Sollten sich die Marktakteure auf die Konjunkturabkühlung in den USA fokussieren, dürften Gewinnsorgen dominieren. In diesem Fall helfen fallende Renditen und Leitzinssenkungsspekulationen unmittelbar wenig, da sie dann Ausdruck einer möglichen Rezession sind. In unserem Basisszenario erwarten wir allerdings keine Rezession, sondern eine weiche Landung der US-Volkswirtschaft. Die Kurse dürften dann durch ein solides Gewinnwachstum und die Hoffnung auf einen globalen Aufschwung gestützt werden.

Für Gold war das Jahr 2023 war unterm Strich ein „glänzendes“ Jahr. Der Goldpreis konnte im Jahresverlauf signifikant zulegen. In den kommenden zwölf Monaten dürften erneut die Renditen, ein moderat schwächerer US-Dollar sowie die Geopolitik dem Goldpreis über weite Strecken Rückenwind verleihen. Die Preisspanne für 2024 beträgt unseres Erachtens 1.850 bis 2.200 US-Dollar/Unze.

Für die Asset-Allokation ist das Wohl und Wehe 2024 eng mit dem Verlauf der US-Konjunktur verbunden. In dem eingangs beschriebenen Basisszenario sollten sich im Schnitt die Erträge von Aktien- und Rentenmärkten nicht erheblich unterscheiden. Einerseits sollten die Gewinne nur im mittleren bis hohen einstelligen prozentualen Bereich zulegen und eine Ausweitung der KGV ist nur begrenzt zu erwarten. Zum anderen bieten die Rentenmärkte ein ansehnliches Ertragspotenzial, das mit fallenden Renditen umso stärker zunimmt, je länger die Laufzeitenauswahl ist. Im Risikoszenario einer schrumpfenden US-Konjunktur würde die Sorge um die Unternehmensgewinne dominieren und die Aktienkurse massiv korrigieren. Sollte die US-Wirtschaft ungebremst weiterwachsen, würde wohl die Inflation nach kurzer Schwächephase wieder zulegen, wodurch die Anleihekurse belastet würden.

Daniel Winkler

Multi Asset Strategist bei Lampe AM