Alcon sprintet an die Börse

Kurs bei Handelsauftakt weit über Erwartungen

Alcon sprintet an die Börse

dz Zürich – Die Abspaltung des Augenheilmittelherstellers Alcon von der bisherigen Muttergesellschaft Novartis wurde am Dienstag mit der Eröffnung des Börsenhandels in den Alcon-Aktien vollzogen. Die an der Six Swiss Exchange und an der New York Stock Exchange gelisteten Titel erlebten ein fulminantes Debüt. Die Papiere eröffneten bei einem Kurs von 55 sfr, um im Tagesverlauf auf über 58 sfr zu steigen. “Man muss zugeben, der Börsenstart von Alcon ist unglaublich gut gelaufen. So hätte das kaum jemand erwartet”, kommentierte der für das Unternehmen zuständige Finanzanalyst Daniel Buchta von der Zürcher Bank Vontobel. Buchta hatte mit einem Initialkurs von 46 sfr gerechnet, was einem Börsenwert von Alcon von rund 22 Mrd. sfr entsprochen hätte. In diesem Bereich lagen auch die Schätzungen vieler anderer Analysten. Tatsächlich attestierten die Investoren dem Konzern schon zu Beginn eine Marktbewertung von fast 27 Mrd. sfr, die inzwischen sogar auf über 28 Mrd. sfr gestiegen ist.Die Differenz könnte mit dem Umstand zusammenhängen, dass Alcon direkt in den Index der 20 wertvollsten Unternehmen an der Schweizer Börse, den Swiss-Market-Index, Aufnahme gefunden hat. Alcon hat dort die Bank Julius Bär verdrängt. Indexaufnahmen lösen typischerweise sogenannte passive Käufe aus. Die handelnden Akteure sind in solchen Fällen Fonds und Exchange Traded Funds (ETF), die nicht in Einzeltitel investieren, sondern ganze Indizes abbilden. Vor diesem Hintergrund sagt Buchta: “Ich habe meine Zweifel, ob diese Bewertung von Dauer ist.”Der Analyst schätzt den Gewinn von Alcon im laufenden Jahr auf rund 1 Mrd. Dollar bzw. auf 2 Dollar pro Aktie. Damit wäre die Alcon-Aktien zum 29-fachen Jahresgewinn bewertet, das weit über der durchschnittlichen Bewertung des Gesamtmarktes liegt. Die Leistungen von Alcon waren in den vergangenen Jahren allerdings nicht über alle Zweifel erhaben. 2018 schrieb die Firma, noch im Schoss von Novartis, einen Verlust von 227 Mill. Dollar. Ein Großteil des Handels dürfte sich an der Schweizer Börse abspielen, denn die Novartis-Aktionäre, die für fünf Novartis-Titel einen Alcon-Titel erhalten haben, befinden mehrheitlich in der Schweiz.