Alle Augen richten sich auf Frankfurt
Ausblick
Augen richten sich auf Frankfurt
EZB entscheidet über Zinspause – Konjunktur wie Inflation belasten Märkte
Von Tobias Möllers, Frankfurt
Der September macht bisher seinem Ruf als schwächster Börsenmonat des Jahres alle Ehre. Die aktuelle Handelswoche endete mit einem Abschlag von gut 1%. Und die Zeichen stehen angesichts einer weiterhin hartnäckigen und deutlich zu hohen Inflation und einer sowohl in China wie auch in Deutschland bedenklich schwächelnden Konjunktur auch weiterhin nicht auf Erholung.
Für Stephen Schneider von der DZ Bank ist die seit Anfang August laufende Korrekturphase an den Aktienmärkten dennoch kein Grund zur Panik. Viel mehr sei dies das normale „Atmen“ der Märkte. Aus technischer Sicht sei es allerdings nicht unwahrscheinlich, wenn sich Anleger bis zu einer Erholung der Aktienmärkte noch bis in den Oktober hinein gedulden müssen, so der DZ-Analyst. Zunächst richten sich die Augen der Anleger nun auf die EZB in Frankfurt, wo die Währungshüter am kommenden Donnerstag über eine Zinspause oder eine weitere Leitzinserhöhung entscheiden werden. Eine Woche später will dann auch die Fed sich auf den weiteren Weg festlegen.
Schneider geht davon aus, dass weder die EZB noch die Fed weiter an der Zinsschraube drehen werden und sieht den Dax zum Jahresende bei 17.000 und Mitte 2024 dann bei 17.500 Punkten. Eine Einschätzung, die Claudia Windt von der Helaba in Bezug auf die EZB teilt. Windt vermutet, dass der EZB-Rat seinen Fokus stärker in Richtung der schwachen Konjunktur lenken wird und darum eine Zinspause einlegt. Auch Anleger taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet, derzeit auf etwa 63%. Mitte der alten Woche lag die Quote aber auch schonmal bei knapp 70%. Den Dax taxiert Helaba-Analystin Windt zum Jahresende bei 17.000 und ein halbes Jahr später auf 17.300 Zähler.
Nicht ganz so optimistisch, was die EZB angeht, ist Frank Klumpp von der LBBW. Für ihn wiegen die Inflationssorgen aktuell schwerer als die Konjunkturschwäche. Entsprechend rechnet er mit einem „Close Call“, also einer Entscheidung mit einer knappen Mehrheit. Eine weitere Erhöhung wäre für die bereits schwächelnden Aktienmärkte „ein weiterer Nackenschlag“. Als zusätzliche Belastungsfaktoren nennt Klumpp auch den hohen Ölpreis, der zuletzt wieder auf über 90 Dollar je Barrel stieg, und neuerliche Friktionen im schwierigen Verhältnis zwischen China und den USA. Im bisherigen Jahresverlauf habe sich der Dax allerdings von der anhaltenden Schwäche bei Chinas Konjunktur und Aktienmarkt weitgehend unbeeindruckt gezeigt. Den Dax sieht Klumpp zum Jahresende bei 16.000 und Mitte 2024 dann bei 17.000 Zählern.
Einige Lichtblicke sieht auch Carsten Klude von M.M. Warburg: Zum einen sei der Dax weniger abhängig von der schwächelnden deutschen Wirtschaft als von der Weltkonjunktur und hier sei laut IWF ein zumindest solides Wachstum von 3% in den nächsten beiden Jahren zu erwarten. Zudem seien die Gewinnerwartungen der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate auf Rekordniveau. Nicht zuletzt weist Klude darauf hin, dass nach dem schwierigen September die drei saisonal besten Börsenmonate vor der Tür stehen.