AUSBLICK

Am Aktienmarkt sind starke Nerven gefragt

Helaba sieht Anzeichen für eine baldige Wende der Wachstumserwartungen

Am Aktienmarkt sind starke Nerven gefragt

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtIn der gerade abgelaufenen Handelswoche hat es am deutschen Aktienmarkt eine Berg-und-Tal-Fahrt gegeben. Am Dienstag hat der Dax mit 11 823 Punkten ein neues Jahreshoch markiert. Zum Wochenende setzte jedoch Trübsal ein, weil die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und für Frankreich ausgesprochen schwach ausgefallen sind, was die Angst vor einer Rezession neu belebt hat.Die Konjunktursorgen wurden dadurch unterstrichen, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals seit 2016 wieder unter die Nulllinie gefallen ist und dass sich für US-Treasuries zumindest für die dreimonatige und die zehnjährige Laufzeit eine Inversion der Zinsstrukturkurve ergab.Nach Einschätzung von Markus Reinwand, Aktienstratege bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), sind am Aktienmarkt starke Nerven gefragt. Nach der Erholung der vergangenen Monate hätten nun anhaltende Wachstumsunsicherheiten den Risikoappetit an den Finanzmärkten gebremst, denn schließlich hätten Anleger bereits auf einen baldigen Beginn des neuen Aufschwungs gesetzt. Dass in dieser Phase die fundamentale Untermauerung des Kursanstiegs noch fehlt, sei aber ganz normal. Gerade am unteren Wendepunkt liefen Aktien der Konjunktur um einige Monate voraus. Die Helaba hat die letzten vier Bärenmärkte im Dax untersucht und den Kursverlauf mit der Entwicklung der Wachstumserwartungen für den Euroraum verglichen. Dabei habe sich gezeigt, dass der Dax im Durchschnitt viereinhalb Monate vor den Wachstumserwartungen sein Tief erreicht habe. Während der folgenden Phase hätten deutsche Standardwerte im Durchschnitt um gut 30 % zugelegt. Für die hohe Unsicherheit in diesem Zeitfenster und die Gefahr, fälschlicherweise auf eine Konjunkturerholung zu setzen, würden Anleger also mit einer üppigen Risikoprämie belohnt.Die alles entscheidende Frage am Aktienmarkt sei nun, wie man möglichst frühzeitig einen bevorstehenden konjunkturellen Wendepunkt erahnen können. Nach Ansicht Reinwands deutet auf eine baldige Wende der Wachstums- und Gewinnerwartungen hin, dass die Abwärtsrevisionen bei den Gewinnschätzungen bereits nachlassen. Zudem seien die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und im Euroraum zuletzt auch noch einmal deutlich gesunken, wobei hierzulande schon fast das zyklische Tief aus dem Jahr 2012 erreicht sei.In der neuen Börsenwoche steht die Veröffentlichung von zumindest einem hochkarätigen Indikator an, der mit Blick auf die Konjunkturlage von großem Interesse ist. Am Montag wird der Ifo-Geschäftsklimaindex veröffentlicht, der sich seit dem Jahreswechsel 2017/18 im Rückwärtsgang befindet, was nur im Sommer 2018 kurz durch eine Zwischenerholung unterbrochen wurde. Gemäß dem Konsens dürfte sich der Index von zuvor 98,5 auf 98,7 erholen, was ebenfalls ein Hinweis auf eine bevorstehende Wende sein könnte.