GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (335)

Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank und die Auswirkung auf einzelne Anlageklassen

Der Weg für Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte ist vorgezeichnet. Wie wirkt sich das auf den Goldpreis, Aktien und Renten aus? Eine Einordnung.

Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank und die Auswirkung auf einzelne Anlageklassen

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (335)

Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank und die Auswirkung auf einzelne Anlageklassen

Die Fed hat auf ihrer geldpolitischen Sitzung Mitte März die restriktiven Finanzierungskonditionen betont und sieht gleichzeitig die Inflation auf Ziel-Kurs. Ein gewisses Störfeuer durch stoische US-Inflationsdaten am aktuellen Rand lässt die Währungshüter zwar noch Geduld bewahren. Der Weg für Zinssenkungen, spätestens in der zweiten Jahreshälfte, ist nichtsdestotrotz vorgezeichnet. Dabei dürfte die Fed die Zinsen vor (Inflations-)Zielerreichung senken! Dies hat Auswirkungen für wichtige Anlageklassen.

Goldpreis auf dem Weg zu neuen Allzeithochs

Der Goldpreis hat im ersten Quartal 2024 bei 2.200 USD/Feinunze bereits das obere Ende unseres Prognose-Korridors für 2024 erfolgreich getestet. Seitdem nimmt Gold Anlauf auf die Marke von 2.400 USD/Feinunze. Aufgrund der nachfolgend skizzierten Nachfragedynamik, in Kombination mit der geldpolitischen Entwicklung fallender Zinsen und (geo-)politischer Unsicherheit halten wir Niveaus auch über 2.400 USD/Feinunze im weiteren Jahresverlauf für wahrscheinlich.

Mit Blick auf die beiden wichtigsten Treiber von Gold für die kurzfristigen Bewegungen – die realen Anleiherenditen und der US-Dollar – ist der Anstieg des Goldpreises seit Jahresbeginn nicht zu erklären. Denn die realen Renditen sind in der Tendenz seit Anfang 2024 leicht gestiegen, was die Opportunitätskosten von Gold erhöht hat. Ferner gab es vom US-Dollar, der im Quartalsverlauf letztlich nur moderat von der Stelle wich, kaum Einfluss auf den Goldpreis. Latent unterstützend waren weiterhin die geopolitischen Risiken. Hinzu kommt eine höhere Nachfrage aus China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt strebt nach Diversifikation – auf staatlicher (weniger Abhängigkeit vom US-Dollar) wie auf Ebene der privaten Haushalte. Auch andere Zentralbanken (insbesondere in den Emerging Markets) haben ihre Gold-Käufe über die vergangenen Quartale erhöht. Gleichzeitig hat sich das Angebot an Gold durch Minenschöpfung nicht wesentlich verändert.

Die dynamische Aufwärtsbewegung im März und Anfang April lässt sich unseres Erachtens in erster Linie mit den Positionierungen an den Terminmärkten erklären. Die höheren erwarteten zukünftigen Goldpreise (gegenüber den heutigen Spotpreisen) reflektieren letztlich die nach wie vor vorhandenen Fed-Zinssenkungsfantasien. Denn ein Sinken von Zinsen und Renditen, induziert durch geldpolitische Richtungswechsel, dämpft die Opportunitätskosten der Goldhaltung. Ferner wählt 2024 über die Hälfte der Weltbevölkerung neue politische Führungen. Dies impliziert Unsicherheit.

Aktien mit (Zins-)Rückenwind

Da es sich bei den Fed-Zinssenkungen um präventive Zinsschritte (solche, die die Konjunktur unterstützen, ohne dass eine Rezession droht) handeln dürfte, könnte sogar die Aktienmarkt-Rallye bei tatsächlicher Umsetzung auf Basis empirischer Muster in die Verlängerung gehen. Sollten die wichtigsten Zentralbanken im zweiten bzw. dritten Quartal (wobei die Schweizer Nationalbank bereits vorgeprescht ist) in den Zinssenkungsmodus wechseln, würde das positive Marktumfeld mit einer hohen Risikoneigung der Investoren Bestand haben – sofern das globale Konjunkturbild sich nicht wesentlich verschlechtert.

Wie immer sind negative Überraschungen möglich. So erwarten wir zwar nicht, dass sich die Krise des US-Gewerbeimmobiliensektors zu einer systemischen Krise ausweiten wird. Allerdings könnten neue Informationen zu gewissen Klumpenrisiken in einzelnen Unternehmen und schlimmstenfalls zu einem globalen Anstieg der Risikoaversion führen. Dies gilt gleichermaßen für die schwierige geopolitische Lage. Steigt das Sicherheitsbedürfnis der Anleger, sind erstklassige Staatsanleihen als sichere Häfen gefragt.

Risikofall Rezession

Dabei dienen Staatsanleihen in einem Multi-Asset-Portfolio nicht nur als Absicherung gegen Aktienmarkt-Rücksetzer. Vor dem skizzierten geldpolitischen Pfad dürften sie im zweiten und dritten Quartal 2024 auch einen entsprechenden Performance-Beitrag leisten. So sollte die Rendite zehnjähriger US-Treasuries auf 3,50% im dritten Quartal zurückgehen.

In diesem Szenario würden die Leitzinsen nur so purzeln, so dass Risikopapiere in äußerst unruhiges Fahrwasser kämen und Renten Trumpf wären. Gold bliebe der Fels in der Brandung.