Anleger steuern sichere Häfen an
kjo Frankfurt – Sicherheit steht bei den Anlegern nach wie vor hoch im Kurs. Am gestrigen Donnerstag steuerten die Investoren wieder den sicheren Hafen der Bundesanleihen an, deren Renditen daraufhin nachgaben. Grund war das Protokoll der Dezember-Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Danach sorgen sich die europäischen Währungshüter zunehmend um die Konjunkturentwicklung im gemeinsamen Währungsgebiet. Die neue zehnjährige Bundesanleihe lag im späten europäischen Handel bei einer Rendite von 0,25 %. Das waren gut 2 Stellen weniger als am Vortag. Die alte zehnjährige Bundesanleihe lag bei 0,20 % nach 0,22 % am Mittwoch. Der Bund-Future war bei 164,22 % mit 26 Ticks im Plus.In der EZB nehmen die Sorgen um die Konjunktur in der Eurozone zu. Auf ihrer Dezember-Zinssitzung wiesen viele Währungshüter auf die zunehmenden Gefahren für die weitere Wirtschaftsentwicklung im Euroraum hin, wie aus dem gestern veröffentlichten Protokoll des Treffens hervorgeht. Die Lage wurde darin insgesamt als “fragil und im Fluss” beschrieben. Als Unsicherheitsfaktoren nannten die Notenbanker unter anderem den bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens und die jüngsten Finanzmarktturbulenzen in Schwellenländern wie der Türkei und Argentinien. Manche Teilnehmer vertraten sogar die Ansicht, dass die Gefahren für die Konjunktur inzwischen überwiegen. Insgesamt stimmten die Teilnehmer aber darin überein, dass die Risikobilanz noch als weitgehend ausgeglichen bezeichnet werden kann. Es gab aber auch den Vorschlag, sich erneut mit dem Beitrag der längerfristigen Kreditgeschäfte – der sogenannten TLTRO – zur Geldpolitik zu beschäftigen. Das schürte an den Märkten zusätzlich Konjunktursorgen und veranlasste Teilnehmer, verstärkt bei den Bundesanleihen zuzugreifen.Die Wirtschaft war im Euroraum im dritten Quartal so schwach gewachsen wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Die EZB-Volkswirte korrigierten ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone erneut nach unten. Nach Einschätzung der europäischen Währungshüter sind daher immer noch erhebliche Hilfen der Notenbank nötig. Rege Nachfrage bei FreseniusAm Primärmarkt der Unternehmensanleihen trat Fresenius auf und konnte sich über einen regen Investorenzuspruch freuen. Es gab zwei Tranchen. Der bis 2025 laufende Bond ging zu einem Spread von 165 Basispunkten (BP) an die Anleger, nachdem er zuvor mit einer Spread-Vorgabe von 165 bis 170 BP vermarktet worden war. Für dieses Papier lagen Orders über mehr als 4 Mrd. Euro vor. Der Bond wurde 500 Mill. Euro schwer. Der 2029 fällige Titel ging zu einem Spread von 215 BP an die Investoren, nachdem er zuvor mit einer Vorgabe von 215 bis 220 BP vermarktet wurde. Hier wurde von Orders über mehr als 3 Mrd. Euro berichtet. Das Bond-Volumen lag ebenfalls bei 500 Mill. Euro.Die Türkei hatte ihren ersten Fremdwährungsauftritt in diesem Jahr. Es ging in den Dollar. 2 Mrd. Dollar nahm das mit Doppel-B benotete Land über das zehnjährige Papier auf. Es sollen Orders von mehr als 4 Mrd. Dollar vorgelegen haben. Das Papier kam zur Rendite von 7,68 %, was einem Spread von 497 BP über den US-Staatstiteln entsprach. Die Anleihe trägt einen Kupon von 7,625 %.