Anleger warten auf die EZB – Dax leicht im Minus
kjo / Reuters - Zurückhaltend agieren die Anleger an den europäischen Finanzmärkten am Donnerstag zur Mittagszeit. Das ist wenig verwunderlich, denn es steht die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf dem Programm, und die Aussagen von EZB-Chefin Lagarde zur weiteren Geldpolitik wollen die Investoren nun erstmal abwarten und halten sich deshalb mit größeren Positionierungen zurück. Der Dax liegt zur Mittagszeit knapp unter der Marke von 18.000 Zählern. Er notiert mit 17.995 Punkten und damit mit einem Minus von 0,6%. Ähnlich sieht das Bild beim Euro Stoxx 50 Index aus, der zu dieser Zeit bei 4.973 Zählern liegt und damit ebenfalls einen Abschlag von 0,6% ausweist.
Um 14.15 Uhr MESZ werden die europäischen Währungshüter ihre Zinsentscheidung bekanntgeben. Dieser Beschluss wird auf unveränderte Leitzinsen hinauslaufen, alles andere wäre für die Finanzmarktakteure eine faustdicke Überraschung und würde einige Bewegungen an den Märkten auslösen. Im Anschluss daran um 14.45 Uhr will sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf einer Pressekonferenz Fragen der Journalisten stellen, diese Äußerungen werden von den Märkten bezüglich der Hinweise auf die weitere Geldpolitik im gemeinsamen Währungsgebiet abgeklopft. Viele Marktteilnehmer stellen sich darauf ein, dass Lagarde die Marktteilnehmer für die Juni-Sitzung der EZB auf den ersten Zinsschritt nach unten nach der Serie von Zinsanhebungen der vergangenen Monate einstimmen wird.
In den vergangenen Wochen hatte eine ganze Riege von Währungshütern auf Veranstaltungen erklärt, dass der Juni der geeignete Starttermin für die Zinswende sein könnte. Dafür spricht aus ihrer Sicht, dass das Lohnwachstum im Euroraum, einer der zentralen Inflationstreiber, zuletzt nicht mehr ganz so stark ausfiel. Die Inflation könnte daher bereits im laufenden Jahr auf 2% sinken, was die Währungshüter bislang erst für Mitte 2025 erwarten. Fragen zur Zahl und Abfolge möglicher Zinssenkungen in diesem Jahr und zur Inflationsentwicklung dürften auf der Pressekonferenz mit Lagarde besonders im Fokus stehen. Fragen aufwerfen dürfte zudem, dass die EZB diesmal vor der US-Notenbank die Zinswende einleiten könnte.
An den Zinsmärkten ging es in Europa genauso ruhig zu wie an den Aktienmärkten. Die zehnjährige Bundrendite lag zur Mittagszeit bei 2,46% nach 2,43% am Vortag. Das Tageshoch wurde mit 2,48% gesehen. Wenig Bewegung gab es zu dieser Zeit auch an den Devisenmärkten. Der Euro notierte mittags mit 1,0730 Dollar und war damit im Vortagsvergleich 0,1% schwächer. Für ein Fass Öl (159 Liter) der Nordseesorte Brent wurden 90,02 Dollar bezahlt und damit 0,5% weniger als tags zuvor.