ROHSTOFFE

Anspannung vor der Opec-Sitzung

HSH Nordbank rechnet mit kräftiger Marktreaktion auf Produktionskürzung - Palladium teurer als Gold

Anspannung vor der Opec-Sitzung

ku Frankfurt – Wenn am heutigen Donnerstag die Ölminister der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und verbündeter Staaten wie Russland eine deutliche Kürzung ihrer Produktion beschließen, könnte es eine ausgeprägte Preisreaktion am Markt geben. Dies erwartet Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank.Auf Basis der aktuellen Notierung am Markt für Öl-Futures würden die Akteure einer Kürzung der Produktion um 1,3 Mill. Barrel pro Tag (bpd), wie sie derzeit von vielen Beobachtern erwartet wird, lediglich eine Wahrscheinlichkeit von rund 30 % beimessen, so Edelmann. Damit hält er als Reaktion auf eine derartige Entscheidung einen Tagesgewinn des Ölpreises von 6 % für möglich.Den Kürzungsbedarf beziffert er für 2019 mit Blick auf die aktuelle Überversorgung auf 1,3 bis 1,6 Mill. bpd – in Abhängigkeit von der noch unsicheren Höhe der Produktion in Ländern wie Libyen, Nigeria und Venezuela. Edelmann geht davon aus, dass sich nach einer deutlichen Kürzung der Produktion der Ölpreis zum Jahresende in einer Preisspanne von 65 bis 70 Dollar je Barrel stabilisieren wird. Der Brent-Ölpreis legte am Mittwoch leicht zu. Er kletterte um 0,7 % auf 62,51 Dollar.Ob es zu einer derartigen Kürzung der Förderquoten kommt, ist aber noch unsicher. Der saudische Ölminister Khalid al-Falih sagte jetzt dazu, es sei noch zu früh, um zu sagen, ob sich die Opec-Länder und die anwesenden Nichtmitglieder diesbezüglich einigen werden. Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, weist darauf hin, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion verglichen mit dem ersten Halbjahr 2018 um ca. 1 Mill. bpd erhöht hat. Damit sei eigentlich Saudi-Arabien gefordert, die Ausweitung wieder zurückzunehmen. Möglicherweise aber wollten die Saudis Druck auf andere Länder aufbauen, sich stärker an die Kürzungen zu beteiligen. Freunde mache sich Saudi-Arabien mit seiner Haltung nicht, nachdem schon Katar seinen Austritt aus der Opec mit deutlicher Kritik an Saudi-Arabien verbunden habe.Gleichwohl rechnet auch Weinberg mit einer Kürzung der Förderquoten anlässlich der Opec-Sitzung um mindestens 1,3 Mill. bpd. Er warnt aber, dass ein Scheitern nicht auszuschließen sei. “Selten war die Unsicherheit im Vorfeld einer Opec-Sitzung größer”, betont er. Noch keine EinigungAm Mittwoch meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, Gespräche zwischen Saudi-Arabien und Russland zur Vorbereitung der Opec-Sitzung hätten noch keine Einigung über die Höhe der Förderkürzung gebracht. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters will Riad Moskau von einer Kürzung um 250 000 bis 300 000 bpd überzeugen. Die russische Regierung will aber offenbar nur einer in etwa halb so großen Reduzierung zustimmen.Derweil hat US-Präsident Donald Trump die Opec noch einmal per Twitter aufgefordert, die Produktion nicht zu reduzieren. “Die Welt will keine höheren Ölpreise sehen und braucht diese auch nicht”, schrieb er.Der Preis des Edelmetalls Palladium hat mit 1 263,56 Dollar je Feinunze Rekordniveau erreicht. Am Abend war das Metall, das stark in der Autoindustrie für Katalysatoren für Benzinmotoren eingesetzt wird, dann für 1 254,98 Dollar je Feinunze zu haben, ein deutlicher Anstieg von 1,8 % gegenüber Vortag. Erstmals seit 2002 ist Palladium teurer als Gold, das zu 1 236,70 Dollar je Feinunze gehandelt wurde. Zur Erklärung des jüngsten Preisschubs verwiesen Händler auf das anhaltende Defizit auf dem Palladiummarkt sowie ein sehr hohes Interesse von Spekulanten aus der Finanzbranche.