MARKTCHANCEN 2019 -- KÖPFE DES JAHRES

Aufräumer

ck - Der Gradmesser für den Erfolg jedes Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten Unternehmens ist letztlich der Aktienkurs. Insofern war der Einstieg des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der HypoVereinsbank, Theodor Weimer, bei der Deutschen...

Aufräumer

ck – Der Gradmesser für den Erfolg jedes Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten Unternehmens ist letztlich der Aktienkurs. Insofern war der Einstieg des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der HypoVereinsbank, Theodor Weimer, bei der Deutschen Börse bereits ein Erfolg. Um rund 8 % hat die Aktie des Marktbetreibers im alten Jahr zugelegt und war damit der viertstärkste Wert des Dax. Die Performance ist umso höher zu bewerten, als der Index – Stand 20. Dezember – 17,9 % eingebüßt hat, so dass die Aktie den Markt um 9,5 Prozentpunkte geschlagen hat.Weimer hat sich einer durchaus herausfordernden Aufgabe gestellt. Denn das Unternehmen befand sich nach dem erneut gescheiterten Versuch, mit der London Stock Exchange zu fusionieren, und durch die vermeintliche Insidertransaktion seines Vorgängers Carsten Kengeter in einer Krise. Über einen langen Zeitraum waren Ressourcen für das Fusionsprojekt gebunden gewesen, und das Insider-Drama hatte zu einer Lähmung des Konzerns geführt. Nicht zuletzt war die Moral der Belegschaft angeschlagen, in den Medien wurde fast nur Negatives berichtet, die geleistete Arbeit dagegen kaum gewürdigt. Zudem war die Nachfolge tragender Figuren des Managements, d. h. der Vorstände Andreas Preuß und Jeffrey Tessler, endlich zu regeln. Kurzum: Es musste gründlich aufgeräumt werden. Und genau das hat Weimer getan – und vor allem zügig.In sehr kurzer Zeit hat der Vorstandsvorsitzende das Unternehmen wieder auf Kurs gebracht und damit auch der Belegschaft wieder klare Orientierung gegeben. Nicht einmal ganz vier Monate waren nach seinem Amtsantritt vergangen, als Weimer die Grundzüge seiner Strategie- und Finanzplanung bis zum Jahr 2020 vorlegte, eine Restrukturierung der Führungsetage des Unternehmens verkündete und die Nachfolgeregelung für Preuß und Tessler bekannt gab.Mancher mag den ganz großen Wurf erhofft haben und enttäuscht worden sein. Jedoch waren die ersten Monate eben nicht die Zeit spektakulärer Aktivitäten – von großen Börsenfusionsabenteuern ganz zu schweigen. Und Weimer hatte Entsprechendes auch gar nicht in Aussicht gestellt. “Solide Hausmannskost” hatte er angekündigt. Trotzdem hat er dem Unternehmen bereits in den ersten Monaten deutlich seinen Stempel aufgedrückt. So hat er im Februar unter anderem eine veränderte Segmentberichterstattung angekündigt, die in der Berichterstattung zum ersten Quartal umgesetzt wurde. Die Spartenberichterstattung wurde von vier auf neun Segmente umgestellt mit dem Ergebnis einer transparenteren Darstellung und eines erhöhten Erfolgsdrucks nach innen.Weimer erweist sich auch als alles andere als visionslos. Er hat eine klare Wachstumsstrategie, die unter anderem Übernahmen vor allem im Datengeschäft sowie im Rohstoff-, Devisen- und Anleihehandel anpeilt. Große Börsentransaktionen strebt er ausdrücklich nicht an. Weimer hat aber klargestellt, dass er nicht zu kleckern gedenkt, sondern durchaus über den dreistelligen Millionenbereich hinauszugehen bereit ist. Die “Kriegskasse” ist mit 1,5 Mrd. Euro gefüllt, und wenn sich eine attraktive Gelegenheit ergibt, ist er gegebenenfalls bereit, zusätzliche Mittel über eine Kapitalerhöhung zu mobilisieren.