Bank of England schickt Pfund auf Talfahrt
sts Frankfurt – Mit einem Kursrutsch zum Dollar und zum Euro hat das Pfund Sterling am Donnerstag auf nachlassende Zinsfantasien in Großbritannien reagiert. Während die US-Notenbank Federal Reserve jüngst wieder die Tür zu einer Zinswende im Dezember aufstieß, hat die Bank of England (BoE) ähnliche Erwartungen für das Vereinigte Königreich gedämpft. Die Folge war ein einprozentiger Verlust des Pfund auf 1,5224 Dollar, den tiefsten Stand seit Mitte Oktober. Der Euro verteuerte sich um 1 % auf 71,25 Pence.Ein Grund für die Verkäufe war das Sitzungsprotokoll der BoE, die wie erwartet ihren Leitzins bei 0,5 % beließ. Aus dem Protokoll ging hervor, dass sich nur ein einziger Notenbanker für eine Zinserhöhung ausgesprochen hat. “Es gab Spekulationen, dass sich mindestens ein weiterer Abweichler zu Ian McCafferty gesellen wird”, sagte Darren Ruane, Chef des Anleihegeschäfts beim Vermögensverwalter Investec, der Nachrichtenagentur Reuters.Darüber hinaus betonte die BoE, dass angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft die Inflation in Großbritannien in den kommenden Monaten nur langsam anziehen wird. Im September fielen die Verbraucherpreise dort auf Jahressicht um 0,1 %. Marktteilnehmer werteten diese Aussagen als Zeichen, dass sich die Notenbanker mit einer Zinserhöhung Zeit lassen werden. Sie streben ähnlich wie ihre Kollegen von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Teuerungsrate von etwa 2 % an.Nach Einschätzung der Devisenanalysten von Morgan Stanley ist die BoE neben der Fed die einzige Notenbank im Universum der G 10-Währungen, die wegen einer sich schließenden Output-Lücke in Richtung Zinserhöhung schauen kann. Diese gibt den Abstand zwischen tatsächlicher und möglicher Produktion an und ist ein Indikator für die Unterauslastung einer Volkswirtschaft und damit den Inflationsdruck. Alle übrigen Notenbanken, die eine harte Rhetorik verfolgten, machten dies zur Stützung ihrer Währung im Abwertungswettlauf. Arbeitsmarktdaten im BlickDer Euro-Dollar-Kurs beruhigte sich hingegen nach dem Rutsch am Mittwochabend. Der Euro kostete im späten europäischen Geschäft kaum verändert 1,0865 Dollar. Zuvor fiel er mit 1,0834 Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte Juli. Auslöser dafür waren neben robusten US-Konjunkturdaten Aussagen von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen, die von der “reellen Möglichkeit” einer Zinserhöhung im Dezember sprach. Vor der heutigen Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten für Oktober wollten sich Anleger nicht neu positionieren. Erwartet werden laut Bloomberg 182 000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft und eine Arbeitslosenquote von 5 %.