DEVISEN

Bank of England wartet ab und schwächt das Pfund

Moderate Töne im jüngsten Sitzungsprotokoll verstärken Zweifel an britischer Zinserhöhung

Bank of England wartet ab und schwächt das Pfund

sts Frankfurt – Eine in Sachen Zinswende sehr moderat klingende Bank of England hat die jüngste Erholung des Pfund Sterling am Donnerstag beendet. Die britische Währung fiel um 0,3 % auf 1,5270 Dollar, nachdem sie jüngst noch ein Zweiwochenhoch erreicht hatte. Die britische Notenbank hielt nicht nur ihren Leitzins unverändert bei 0,5 %, sondern zeigte sich auch sehr zurückhaltend für den Inflationsausblick.Von den neun Mitgliedern des geldpolitischen Rates der britischen Notenbank stimmten dem Sitzungsprotokoll zufolge wie zuletzt auch acht gegen eine Zinserhöhung. Nur ein Mitglied wollte diesen Schritt gehen. Zwar hatten sich die Marktteilnehmer auf dieses Ergebnis eingestellt, aber dennoch wurden sie von der ungewöhnlich moderaten Rhetorik der Bank of England überrascht. Dies dämpfte die Erwartung einiger Anleger, die auf eine strengere Tonalität gesetzt hatten. “Das Protokoll hat einen moderaten Ton angeschlagen, was den Eindruck von erneut aufkommenden Sorgen für den Inflationsausblick aufkommen lässt”, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Alex Lydall, leitender Händler bei Foenix Partners, einem Anbieter von Währungsabsicherungen. Andere Marktteilnehmer erwarten jedoch nur eine kurzzeitige Pfundschwäche. Insbesondere zum Euro sollte die britische Währung im Oktober wegen der stärkeren Konjunktur wieder zulegen, erklärte die Citigroup. Am Donnerstag verteuerte sich der Euro um 0,4 % auf 0,7364 Pfund.In London werde es geldpolitisch ohnehin noch eine Weile heißen: “Abwarten und Tee trinken”, ist Mario Gruppe, Volkswirt bei der Nord/LB überzeugt. “Will die Notenbank länger am derzeitigen Kurs festhalten, wonach es derzeit aussieht, könnte sie vor allem ihr Mandat bemühen. Die Inflationsrate pendelte in den vergangenen Monaten um die Nulllinie und der Inflationsdruck dürfte auch in den kommenden Monaten allenfalls geringfügig zunehmen”, so Gruppe.Auch zum Dollar verteuerte sich der Euro, konnte im Verlauf jedoch seine Gewinne nicht halten. Nachdem die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1315 Dollar gestiegen war, notierte sie im späten europäischen Handel – und damit vor der Veröffentlichung des jüngsten Sitzungsprotokolls der Federal Reserve, 0,4 % höher bei 1,1282 Dollar. Händler führten die abbröckelnden Gewinne auf Aussagen der EZB zurück, sie benötige mehr Zeit für die Analyse von wirtschaftlichen Risiken. Im Protokoll der Ratssitzung von Anfang September ist zwar die Rede von “breiten Abwärtsrisiken für den Inflationsausblick”, womit die Erfüllung des geldpolitischen Mandats in Frage steht. Zugleich hieß es jedoch auch, dass der Rat das Gefühl habe, dass “mehr Zeit nötig ist, um die der Entwicklung zugrundeliegenden Kräfte zu analysieren”.Die Saxo Bank sieht die EZB deshalb in der “Analysefalle”. “Die EZB bleibt weiterhin eine Zentralbank, die nach Gründen sucht, weitere Lockerungen durchzuführen. Sei es durch eine Einlagenzinssenkung oder eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms. Dieser Antrieb basiert auf der generellen Sorge über die niedrige Inflation”, erklärt Teis Knuthsen, Chefstratege der Saxo Privatbank. “Jedoch ist diese Analyse der Zentralbank höchstwahrscheinlich falsch. Wir können von der Geldpolitik derzeit nicht erwarten, dass sie zu einem Anstieg der Inflation beiträgt. Schließlich wird Desinflation/Deflation größtenteils durch die wirtschaftliche Angebotsseite beeinflusst – hauptsächlich durch fallende Rohstoffpreise und dem Wandel hin zur digitalen Wirtschaft.”