Börse stellt 9,6 Mill. Euro für Kengeter zurück
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtDie Rückstellungen, die die Deutsche Börse für die Co-Perfomance-Aktien ihres ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Carsten Kengeter gebildet hat, sind höher als bisher bekannt. Dem Vergütungsbericht des Marktbetreibers ist zu entnehmen, dass sie sich auf knapp 9,6 Mill. Euro belaufen. Auf der Bilanzpressekonferenz im Februar hatte das Unternehmen noch erklärt, dass die Rückstellungen von 7,5 Mill. Euro um rund 1,5 Mill. Euro erhöht worden seien.Kengeter hat Mitte Dezember 2015 im Rahmen eines Vergütungspakets 60 000 Aktien der Deutschen Börse für 4,5 Mill. Euro erworben. Dafür erhielt er im Gegenzug rund 69 000 Co-Performance-Aktien, deren Wertentwicklung sich u.a. nach dem Wachstum des Konzernjahresüberschusses richtet. Rund zwei Monate nach dem Aktienerwerb wurde das Fusionsvorhaben mit der London Stock Exchange bekannt gegeben. Am 1. Februar 2017 teilte die Deutsche Börse mit, dass gegen Kengeter wegen des Verdachts des Insiderhandels ermittelt wird. Nachdem eine mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelte Einstellung der Ermittlungen gegen eine Geldauflage von 500 000 Euro vom Amtsgericht Frankfurt abgelehnt worden war, erklärte Kengeter am 26. Oktober 2017 seinen Rücktritt per Ende 2018. Im Dezember 2018 wurde das Verfahren eingestellt. Kengeter musste eine Geldauflage in Höhe von 250 000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen und zudem die 4,5 Mill. Euro, die er in Deutsche-Börse-Aktien investiert hat, an die Staatskasse überweisen. Erste Zahlung am MonatsendeNoch ist unklar, wie hoch der Betrag ist, den die Deutsche Börse an Kengeter zahlen wird. Im Vergütungsbericht heißt es dazu, dass ihr Gegenwert “vorbehaltlich einer abweichenden Vereinbarung über Höhe und Auszahlungszeitpunkt” in drei Schritten jeweils zum 31. März in diesem sowie in den Jahren 2020 und 2021 zur Auszahlung fällig werde. Der Rückstellungsbetrag sei auf Basis eines Pro-rata-Anspruchs in Höhe von 60 % für die Dienstzeit von Herrn Kengeter festgelegt worden. Kengeter wird also zum Monatsende eine erste Zahlung erhalten, über den Gesamtbetrag, den er letztlich erhalten wird, wird noch verhandelt.Für das Jahr 2018 wurden an Kengeter für die Zeit bis zu seinem regulären Ausscheiden Ende März ein Fixgehalt von 375 000 Euro sowie ein Performance-Bonus von 704 000 Euro gezahlt. Zudem wurden ihm 3 339 Performance-Aktien gewährt. Darüber hinaus erhielt er eine monatliche Karenzentschädigung für das nachvertragliche Wettbewerbsverbot von rund 222 000 Euro monatlich. Die Karenzentschädigung wurde bis zum August gezahlt, weil die Deutsche Börse im Februar mit sechsmonatiger Ankündigungsfrist auf das Wettbewerbsverbot verzichtete. Insgesamt erhielt Kengeter eine Karenzentschädigung in Höhe von rund 1,78 Mill. Euro. Seine Gesamtvergütung (ohne gewährte Performance-Aktien) betrug somit rund 2,85 Mill. Euro.Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Theodor Weimer, hat im ersten Jahr seiner Amtszeit rund 6,4 Mill. Euro verdient. Die Festvergütung betrug 1,5 Mill. Euro. Hinzu kommen ein Performance-Bonus in bar sowie ein Performance-Bonus in Aktien in Höhe von jeweils rund 2,1 Mill. Euro und ein Versorgungsaufwand von rund 680 000 Euro.Die im Rahmen des PerformanceBonus-Plans sowie im Performance-Share-Plan festgelegten Aktienkäufe für Mitglieder des Vorstands und deren private Aktienkäufe werden seit dem Jahr 2017 durch einen beauftragten externen Dienstleister abgewickelt. Er tätigt die Käufe ohne Einfluss der Vorstände oder der Deutschen Börse. Der Aktienerwerb erfolgt in den ersten vier Handelstagen im Juni eines jeden Jahres, die unmittelbar aufeinander folgende Handelstage sind.