Mit ELTIFs in die Anlagestruktur von morgen investieren
Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (340)
Mit ELTIFs in die Anlagestruktur von morgen investieren
Der ELTIF, bzw. European Long-term Investment Fund, ist gerade in aller Munde. Mit dem Ziel auch Privatanleger*innen Zugang zu illiquiden Privatmarktinvestitionen zu ermöglichen, legte die Europäische Union den ELTIF bereits in 2015 auf. Doch während die Einführung dieses Investmentvehikels eher schleppend voranging, hat insbesondere die letzte Gesetzesnovelle mit seinen Erleichterungen für den ELTIF 2.0 das Angebot wachsen lassen. Bisher sind die meisten ELTIFs für die Bereiche Private Equity und Infrastruktur konzipiert. In Europa liegen Frankreich und Italien an der Spitze, was das Volumen angeht. Deutschland liegt (noch) an dritter Stelle.
Bisher konnten in erster Linie institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionsfonds in große und komplexe Infrastrukturprojekte wie z.B. Stromnetze, Rechenzentren und Solarfarmen investieren. Die bestehende Infrastruktur in Deutschland ist oft mehrere Jahrzehnte alt, wie viele von uns jeden Tag leider feststellen müssen. Ob im Schienenverkehr, auf der Straße oder im Funkloch - dass Infrastrukturinvestitionen dringend nötig sind, ist offensichtlich. Auch die Entwicklung von neuer Infrastruktur ist ein wesentlicher Faktor für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und der gesamten Welt. Dabei steht die Bewältigung der Energiewende, die Digitalisierung aber auch die demographische Entwicklung im Fokus. Die Dekarbonisierung vieler Bereiche, die Sicherstellung der Energieversorgung und die digitale Teilhabe der Bevölkerung können nicht warten.
Weltweit wird der Bedarf an Infrastrukturinvestitionen bis 2040 auf 94 Bill. USD geschätzt. Allein für Deutschland hat das Institut für Wirtschaft erst vor kurzem errechnet, dass in den nächsten 10 Jahren 600 Mrd. in Infrastruktur investiert werden müssten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vom Ausbau von Breitbandnetzen, dem öffentlichen Nahverkehr sowie dem Fitmachen von Stromnetzen für mehr erneuerbare Energien reicht die Palette an Projekten, die nun angegangen werden müssen. Doch der Staatshaushalt ist unter Druck geraten. Privates Kapital, wie z.B. durch den ELTIF, kann hier eine entscheidende Rolle spielen, um diese wichtigen Projekte stemmen zu können.
Um die Komplexität von Privatmärkten abbilden zu können, braucht es Erfahrung, Expertise und einen entsprechenden Marktzugang, so dass diese Anlageklasse bislang meist nur institutionellen Anlegern offenstand. Doch während in den letzten Jahren sich nun auch zunehmend sehr wohlhabende Anleger in Privatmarktanlagen engagieren konnten, öffnet sich mit dem ELTIF 2.0 dieses Anlagefeld einer breiteren Gruppe. In einen Infrastruktur-ELTIF kann man schon ab kleineren Summen einsteigen und auf attraktive Renditen hoffen. Gerade die Anlageklasse Infrastruktur konnte die Herausforderungen der letzten Jahre, die von der Pandemie über die Energiekrise und steigende Inflationsraten reichten, erfolgreich meistern. Vor allem kritische Infrastruktur, die zur Daseinsvorsorge zählt, kann hier aufgrund ihrer starken Marktposition und vertraglich abgesicherten Umsätzen meist stabile Renditen erwirtschaften.
Mit dem ELTIF eröffnen sich viele neue Chancen. Dabei sollte man sich dennoch der mit Privatmarktanlagen verbundenen Charakteristika, wie dem längeren Anlagehorizont und dem spezifischen Risikoprofil, bewusst sein und auf gute Beratung und Information setzen. Dann können Privatanleger*innen mit einer Investition in einen ELTIF einen dreifachen Beitrag leisten – zu einer modernen Infrastruktur, einer zukunftsfähigen Gesellschaft und dem eigenen Vermögensaufbau.
Unsere Gastautoren: Raluca Jochmann ist Head of Private Markets Solutions bei Allianz Global Investors. Sven Schäfer ist Head of Retail & Wholesale bei Allianz Global Investors.