GELD ODER BRIEF

Caixabank strebt an die Spitze

Von Thilo Schäfer, Madrid Börsen-Zeitung, 3.7.2015 Als 2008 die Immobilienblase in Spanien platzte und die lange Krise begann, war La Caixa noch eine reine Sparkasse, zwar die größte des Landes, aber stark fokussiert auf den Heimatmarkt in...

Caixabank strebt an die Spitze

Von Thilo Schäfer, MadridAls 2008 die Immobilienblase in Spanien platzte und die lange Krise begann, war La Caixa noch eine reine Sparkasse, zwar die größte des Landes, aber stark fokussiert auf den Heimatmarkt in Katalonien. Nach der tiefgreifenden Umstrukturierung der spanischen Finanzbranche ist La Caixa heute eine Stiftung, eine Holding, die 56 % an der börsennotierten Caixabank hält. Nach dem Kauf von Banco Valencia und Banca Civica sowie dem Spanien-Geschäft von Barclays ringen die Katalanen nun mit BBVA um die Marktführerschaft im Lande – Branchenprimus Santander ist stärker im Ausland vertreten. Und die Ziele sind noch höher: “Wir wollen die führende Finanzgruppe in Spanien und eine der Großen in Europa werden, mit globaler Ausrichtung”, verkündete der langjährige Vorsitzende Isidro Fainé bei der Präsentation des Strategieplans 2015 – 2018 im März.Die Anleger und Analysten sind sich über die Pläne und Umsetzung nicht einig. Die Aktie von Caixabank an der Madrider Börse hat sich nach einem Jahrestief von 3,64 Euro im Februar zuletzt leicht über 4 Euro eingependelt. Im Mai 2012 lag der Kurs gar bei 1,7 Euro, bevor die konjunkturelle Besserung in Spanien einsetzte und die Zweifel über das Banksystem allmählich verflogen. Der erwartete Rückschlag durch die Griechenland-Krise hielt sich dieser Tage im Rahmen. Die Analysten von HSBC und Deutscher Bank setzten ihr Kursziel für Caixabank Anfang der Woche sogar auf 5,27 Euro bzw. 4,30 Euro herauf. Andere Experten bleiben dagegen vorsichtig. Rückschlag erlittenSchließlich hat die Bank aus Barcelona vor zwei Wochen einen herben Rückschlag für ihre Ambitionen im Ausland hinnehmen müssen. Caixabank zog ein Übernahmeangebot für die ausstehenden Anteile an BPI, an der die Spanier mit 44 % beteiligt sind, zurück, nachdem die übrigen Aktionäre von Portugals viertgrößter Bank einer Änderung der Statuten bezüglich der Beschränkung der Stimmrechte auf 20 % abgelehnt hatten. Die Idee, mit BPI das führende Institut auf der Iberischen Halbinsel zu bilden, wurde von der angolanischen Unternehmerin Isabel dos Santos durchkreuzt, die über ihre Beteiligungen eine Fusion von BPI mit BCP, der Nummer 2 in Portugal, anstrebt.Fainé und sein CEO Gonzalo Gortázar haben sich bislang noch nicht dazu geäußert, wie sie in Portugal fortfahren werden. Optionen sind eine Aufstockung des Angebots, abwarten, ob die Fusionspläne von dos Santos scheitern, oder ein Verkauf der 44 %. Für die Analysten von Citi wäre Letztere die beste Lösung: “Wir hatten vorher schon geschrieben, dass der Deal im besten Falle einen neutralen Effekt auf die Rentabilität und eventuell eine Kapitalerhöhung erfordert hätte.” Das sehen andere genauso. “Das sind gute Nachrichten für Caixabank, die durch den Rückzug des Angebots für BPI 110 Basispunkte des Kapitals rettet”, so Credit Suisse.Die Stärkung der Kapitaldecke ist auch eines der Ziele des erwähnten Strategieplans, obwohl die Bank Ende des ersten Quartals ein Eigenkapital gemäß CET 1 “fully loaded” von 11,5 % auswies, ein durchaus komfortables Niveau. Die Ratingagentur Moody’s verbesserte die Note von Caixabank jüngst auf “Baa 2”. Dennoch will man nun nichtstrategische Aktiva veräußern und mehr auf internationale Bankallianzen setzen, heißt es in dem Plan. Vor Tagen wurden die Beteiligungen an zwei Brokern veräußert, während die Bank auch das Versicherungsgeschäft von Barclays in Spanien kaufen möchte. Zweifel an der Kapitalausstattung von Caixabank erwecken dagegen die als Kapital aufgeführten Steuerguthaben (DTAs), die ins Visier der Brüsseler Behörden geraten sind.Der Strategieplan setzt vornehmlich auf organisches Wachstum im klassischen Kundengeschäft. Die Bank geht von einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum in Spanien von jährlich 2 % bis 2018 aus – (für dieses Jahr erwarten sämtliche Volkswirte einen Anstieg des BIP um 3 %. “Das Geschäftsvolumen wird wieder positive, wenn auch schwache Wachstumsraten verzeichnen und der Zinsüberschuss wird sich gegenüber historischen Tiefständen verbessern”, geben sich die Katalanen in ihrem Plan eher zurückhaltend. Im ersten Quartal des Jahres konnte Caixabank einen kräftigen Zuwachs des Zinsüberschusses von 14,6 % auf 1,14 Mrd. Euro verzeichnen und den Reingewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum gar auf 375 Mill. Euro verdoppeln. Das lag aber fast ausschließlich an der Konsolidierung des erworbenen Filialgeschäfts von Barclays, die zum Jahresbeginn fällig wurde. Die Analysten erwarten im Konsens ein Nettoergebnis von 1,57 Mrd. Euro für 2015. Zur Verbesserung der Rentabilität arbeitet Caixabank auch an der Senkung der Kosten. Diese Woche wurde mit den Gewerkschaften eine Einigung zum Abbau von 700 Stellen in Spanien erreicht. Trennung von Repsol?Auch ist die Zukunft der mächtigen Industriebeteiligungen der Caixa-Gruppe offen. Fainé hatte im April in einem Interview mit der “Financial Times” eingeräumt, dass sich Caixabank von ihren 12 % am spanischen Erdölkonzern Repsol trennen könnte. Die 5 % an Telefónica stünden nicht zur Disposition, da die Partnerschaft mit Spaniens führendem Telekomkonzern entscheidend für die angestrebte Digitalisierung der Bank sei. Während diese beiden Großbeteiligungen der börsennotierten Bank gehören, besitzt die Holding La Caixa, deren Vorsitzender Fainé in Personalunion ist, weitere wichtige Pakete, wie einen 34-Prozent-Anteil am Energiekonzern Gas Natural.Durch den Verkauf von 2,3 % der Aktien vor wenigen Tagen ist der Anteil von La Caixa an Caixabank nun auf 56 % gesunken. Über weitere Veräußerungen hält sich Fainé bedeckt. “Wir werden tun, was im besten Interesse der Bank ist, aber wir wollen eine bedeutende Präsenz beibehalten”, sagte der Vorsitzende im März. Die Dividende, die La Caixa mit ihrer Bank erzielt, geht zum guten Teil in die gemeinnützigen Aktivitäten der ehemaligen Sparkasse. Der Strategieplan sieht bis 2018 eine Ausschüttung von 50% oder mehr des Gewinns in bar vor. Sollte die Eigenkapitalquote CET 1 bis 2017 bei 12 % liegen, könnte überschüssiges Kapital als Sonderdividende verteilt werden.Bei einem KGV von 27,5 % halten sich die Empfehlungen der Analysten zum Kauf oder Neutral derzeit die Waage, während nur wenige zum Verkauf raten.